podcasts
Die helfenden Hände einer Hebamme
Der Beruf der Hebamme hat eine jahrtausendealte Tradition. Mediziner Hans Gasperl traf Ingeborg Pichler-Wieser zum Gespräch, um mit ihr die schönen und herausfordernden Seiten dieser so bedeutsamen Aufgabe zu beleuchten.
Wir freuen uns, wenn Sie den Podcast von Servus in Stadt & Land abonnieren und uns eine Bewertung da lassen – auf Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts.
Es ist ein Beruf, der wohl von einfühlsamen, helfenden und leitenden Worten lebt – und die Berührungen einer Hebamme sind ebenso von hoher Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen geprägt – sei es vor, bei oder nach der Geburt im Wochenbett. Wer der Salzburgerin Ingeborg Pichler-Wieser lauscht, hört ihr die 40 Jahre Erfahrung und die Leidenschaft für diese Aufgabe an. Außerdem verrät sie uns, warum sie im Kreissaal auch stets gerne einen Blick auf den Partner hatte.
Praktische Tipps vom Kinderwunsch bis zum Wochenbett
Hebamme Ingeborg Pichler-Wieser hat für uns für jede Phase ganz praktische Ideen und Hinweise zusammengefasst, die werdenden Müttern und Vätern die Reise und das Ankommen in der wunderbaren neuen Welt der Elternschaft erleichtern können.
1. Vor einer geplanten Schwangerschaft
Überdenken Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten, nehmen Sie in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ein Folsäurepräparat ein.
Entwöhnen Sie sich von Nikotin falls Sie Raucherin sind, ihr Partner ebenso.
Wenn Sie nach einem Jahr Kinderwunsch und ohne Verhütung nicht schwanger geworden sind, scheuen Sie sich nicht, rasch medizinischen Rat in Anspruch zu nehmen.
2. In der Schwangerschaft
Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Körper mit diesem neuen „anderen“ Umstand umgehen kann. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass alles, was Ihnen gut tut sich auch auf das Baby positiv auswirkt. Sehen Sie die Schwangerschaft als wunderbare Möglichkeit, Wohlbefinden auf allen Ebenen zu „üben“.
Bei Anfangsschwierigkeiten wie Übelkeit und/oder Kreislauflabilität kann mit Ernährung, Bewegung, Ruhe, Hausmitteln geholfen werden. Sie müssen nicht alles einfach so hinnehmen, lassen Sie sich helfen, es gibt, neben Hebammen und Ärztinnen, einige Berufsgruppen die gerne mit Schwangeren arbeiten z. B. Physiotherapeutinnen, Masseurinnen, Osteopathinnen, Körper- und Atemtherapeutinnen…
Bewegung und Sport, gesunde Ernährung (weiterführende Informationen: www.richtigessenvonanfangan.at) und ein gutes Maß an (Fach-)Information, sei es durch Bücher, Podcasts, Foren… helfen, die Schwangerschaft bewusst zu gestalten.
Im für das letzte Drittel der Schwangerschaft empfohlenen Geburtsvorbereitungskurs gibt die Hebamme Ihnen und Ihrem Partner nochmals wesentliche Informationen zur Geburt, dem Stillen und der Zeit mit dem Baby. Körper-und Entspannungsübungen und der so wichtige Austausch mit Gleichgesinnten runden die Gruppentreffen ab.
Suchen Sie möglichst früh den Kontakt zu einer Hebamme – eine gute Gelegenheit diese persönlich kennen zu lernen, ist das von der Krankenkasse finanzierte, im Mutter-Kind-Pass zwischen der 18. und 22. Schwangerschaftswoche vorgesehene Hebammen-Beratungsgespräch. Dort können alle für Sie wichtige Fragen betreffend Schwangerschaft, Geburt und der Zeit danach, besprochen werden. Unter www.hebammen.at finden Sie Hebammen in Ihrer Nähe.
3. Zur Geburt
Wählen Sie den Ort an dem Ihr Kind zur Welt kommen soll, gezielt aus. So unterschiedlich Menschen sind, so individuell sind auch die Bedürfnisse und Ansprüche rund um die Geburt. Ein Kennenlernen von Personal und Räumlichkeiten kann helfen, Ängste abzubauen und Angebot und Nachfrage abzugleichen. Auch das „Bauchgefühl“ hinsichtlich des Ortes der Geburt und der betreuenden Personen darf mitentscheiden.
Bei einer sogenannten ambulanten Geburt verlassen Sie den Ort der Geburt innerhalb von 24 Stunden. Die weitere Betreuung daheim wird von der Hebamme übernommen, die Sie vermutlich bereits in der Schwangerschaft kennengelernt haben.
Auch nach einer normalen Aufenthaltsdauer im Krankenhaus haben Sie Anspruch auf die Weiterversorgung durch die Hebamme in Ihrem häuslichen Umfeld. Bei Hebammen mit Kassenvertrag übernimmt die Krankenkasse die Kosten für diese Leistung. Bei einer Wahlhebamme erstattet die Kasse 80% vom Kassentarif.
In der jährlich aktualisierten Hebammen Elternbroschüre des Österreichischen Hebammengremiums, die auch online abrufbar ist, erfahren Sie mehr.
4. Wehen- und Geburtsschmerz
In unserer Gesellschaft gilt der Geburtsschmerz als überflüssig und sinnlos. Im Rahmen einer normal verlaufenden Geburt hat er jedoch wichtige Funktionen. Er ist ein hormoneller Stimulator, er leitet durch die Geburt, beschützt Mutter und Kind, ist aber auch Ausdruck der Trennung und der Umwandlung, gilt als Stimulator sexueller Energie und hilft, nach der Geburt in Beziehung zum Kind zu gehen. Wird, aus welchem Grund auch immer, die Ausschüttung der Helferhormone Endorphin, Prolaktin und Oxytocin gehemmt, weil Angst, Spannung, Zusammenziehung den Körper und die Seele dominieren, entsteht ein manchmal nur schwer zu durchbrechender Angst-Spannungs-Schmerzkreislauf.
Deshalb ist für einen guten Geburtsverlauf Entspannung und Intimität, die innere Verbindung zum Kind, die körpernahe Unterstützung durch den Partner und die Hebamme, hilfreich. Auch vorher eingeübte Mental- und Meditationspraktiken, das bewusste Einsetzen des Atems und des Tönens sowie Massagen, warmes Wasser und Bewegung helfen Ihnen, kraftvoll durch den anstrengenden Prozess einer Geburt zu gehen.
Frühes und ungestörtes Zusammensein mit dem Baby nach der Geburt fördern sowohl das Band der Liebe zwischen Eltern und Kind als auch das Gelingen des Stillens.
5. Stillen
Muttermilch ist die optimale Ernährung für das Baby. Ihre Brust bereitet sich in der Schwangerschaft darauf vor, das Baby ausreichend ernähren zu können. Trotzdem ist Stillen nicht immer einfach und muss erlernt werden. Besorgen Sie sich Literatur zum Thema Stillen und sprechen Sie mit Ihrer Hebamme und Stillberaterin darüber. Auch Ihr Partner oder Ihre Partnerin soll gut dazu informiert sein um Sie bestmöglich unterstützen zu können. www.stillen.at.
6. Wochenbett
Als Frühwochenbett bezeichnet man die ersten 14 Tage nach der Geburt, daran schließt sich das Spätwochenbett an, das etwa 6-8 Wochen dauert. Insgesamt sind es aber Monate, die es dauern kann, bis das Leben mit einem Kind zur Normalität geworden ist.
In unserer Gesellschaft sind die meisten Rituale rund um das Wochenbett verloren gegangen. Schaffen Sie sich deshalb selbst ein Netzwerk an Hilfen und nehmen Sie angebotene Hilfe an, damit Sie als Eltern die erste Zeit mit dem Baby ungestört genießen können.
Lassen Sie sich rundum verwöhnen (von Familie, Freunden, Partner oder Partnerin). Sie selbst haben im Moment nichts anderes zu tun haben, als sich um sich selbst und um das Baby zu kümmern, und das ist bereits mehr als genug!
Verschließen Sie vor sogenannten „wohlgemeinten“ Ratschlägen die Ohren – holen Sie sich kompetente Unterstützung von Ihrer Hebamme, in der Mutter-Elternberatung, beim Kinderarzt…
Ernähren Sie sich ähnlich wie in der Schwangerschaft. Der Kalorienbedarf ist in der Stillzeit um 500 kcal höher als normalerweise. Verzichten Sie weiterhin komplett auf Alkohol und Nikotin.
Sollten Sie sich Tage, Wochen oder Monate nach der Geburt psychisch und sozial belastet fühlen, scheuen Sie sich nicht, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. www.fruehehilfen.at
Beanspruchen Sie als zweiter Elternteil die gesetzlich zugestandenen Karenzzeiten wie Vatermonat oder Väterkarenz. Nutzen Sie die Chance, frühen und intensiven Kontakt zu Ihrem Kind aufzubauen und gemeinsam als Familie in die neue Aufgabe hinein zu wachsen.