Blaudruck – was ist das?
Es ist ein altes Handwerk, das nur noch wenige beherrschen: Der Blaudruck. Wir erklären, wie das weiße Muster auf den blauen Stoff kommt.
„Blau, blau, blau sind alle meine Kleider, blau, blau, blau ist alles was ich hab.“ Auch wenn in diesem Kinderlied von 1870 nicht von den Blaudruckern die Rede ist, passt es doch zu dieser Zunft. Denn in der Werkstätte dieses Handwerks ist wirklich alles blau. Doch was ist Blaudruck und wie entstehen die wunderschön bedruckten Stoffe? Wir haben den Blaudruckern Josef Koó aus dem Burgenland und Swetlana Becker aus Oberbayern über die Schultern geschaut.
Was ist Blaudruck?
Beim Blaudruck handelt es sich sowohl um eine Färbe- als auch eine Drucktechnik für Stoffe wie Leinen und Baumwolle. Das Typische daran ist das weiße Muster auf blauem Untergrund. Jedoch wird beim Blaudruck nicht zu weißer Farbe gegriffen, mit der die Muster einfach auf den blauen Stoff aufgedruckt werden. Die traditionelle Technik, die ursprünglich aus Indien kommt, ist da schon ein wenig komplizierter.
Blaudruck ist eine Reservetechnik. Das bedeutet, man trägt zunächst mit einer farbundurchlässigen Substanz das Muster auf den weißen Stoff auf. Wird er dann gefärbt, bleibt der Stoff an diesen Stellen weiß. Wie etwa beim Batiken, wo man mit Wachs oder Zusammenbinden arbeitet.
Beim Blaudruck wird mit Modeldruck der sogenannte Papp (farbundurchlässige Substanz) auf den Stoff aufgetragen. Ein Model ist ein Stück Holz, aus dem ein Muster herausgeschnitten wird (Holzstempel) oder in das feine Messingstifte hineingeschlagen werden, die dann das Muster ergeben. Der so bemusterte Stoff wird nun mit dem blauen Farbstoff Indigo gefärbt.
Wie mit viel Zeit wunderschöne Stoffe entstehen
Beim Blaudruck spielt Zeit keine Rolle. Denn jeder einzelne Arbeitsschritt ist sehr zeitaufwendig. Und es sind viele einzelne Schritte nötig, bis das Endergebnis fertig ist.
1. Die Vorbereitung
Der Stoff muss zunächst gründlich gewaschen werden und trocknen. Anschließend wird er mit in Wasser aufgelöster Kartoffelstärke getränkt, wieder getrocknet und dann gebügelt. Jetzt kann der Stoff gut bedruckt werden.
2. Der Druck
Der Stoff wird am Drucktisch fixiert und das Muster mit dem Model aufgedruckt. Dafür wird der Model mit dem Papp eingestrichen. Jede Werkstatt hat ihr geheimes Rezept für diesen Papp, der beim Aufdrucken meist türkis erscheint und den Stoff vor der Farbe schützt. Und nun muss der Papp mehrere Wochen trocknen, bevor der Stoff gefärbt werden kann. Beim traditionellen Blaudruck werden hauptsächlich Muster verwendet, die sich aus der Natur ableiten lassen oder geometrische Formen.
3. Das Färben
Nach dem wochenlangen Warten geht es für den weißen Stoff ins Indigobad. Da sich die Stoffbahnen nicht berühren dürfen, werden sie auf den sogenannten Sternreif aufgespannt. In einem Bottich befindet sich die Farblösung (Küpe) mit natürlichem Indigo. In mehreren Farbvorgängen wird jetzt gefärbt.
Nach dem ersten zehnminütigen Farbbad ist der Stoff gelb-grün. Erst an der Luft wird er blau. Je intensiver das Blau werden soll, desto öfter muss der Stoff in die Küpe. Meistens wird zwischen sechs und zehn Mal gefärbt.
4. Das Waschen
Der Papp hat seinen Dienst geleistet und wird in 20 Grad warmen Wasser und Essigsäure ausgewaschen. Damit er sich komplett herauslöst, nimmt der oder die BlaudruckerIn eine große Bürste oder einen hölzernen Wäschestampfer zur Hilfe.
Das weiße Muster wird sichtbar und nach mehreren Spülgängen sind auch die letzten Indigoreste ausgespült.
Bei schönem Wetter können die Stoff nun im Freien trocknen, werden anschließend gebügelt und zu Tischdecken, Krawatten, Kissen, Schürzen und zu Dirndl verarbeitet.
>> Servus am Marktplatz ist die Heimat des traditionellen Handwerks. Hier finden Sie Schönes aus Bauernleinen aus der Werkstatt von Swetlana Becker sowie Unikate von der Blaudruckerei Koó aus dem Burgenland. www.servusmarktplatz.com <<
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