Hausbesuch im alten Gewölbe
Es war Liebe auf den ersten Blick, als Lisa das 700 Jahre alte Haus betrat. Und mit eben dieser Liebe wurden die Gewölbe behutsam renoviert.
Es gibt selten Häuser, die so lange stehen wie das von Lisa. Noch seltener findet sich jemand, der wie sie die Schichten der Epochen so behutsam freilegt und dem 700 Jahre alten Gemäuer neues Leben einhaucht.
„Ich wollte ursprünglich das kleine Haus gegenüber kaufen“, berichtet Lisa Hermanutz über ihre Haussuche in der Altstadt von Engen. „Da kam ein Herr die Gasse entlang und fragte mich, ob ich mir nicht auch dieses hier ansehen wolle. Er zog einen riesigen Schlüssel aus der Tasche und sperrte auf. Ich sah die mächtig dicken Außenmauern, die Gewölbebögen über den Fenstern. Es war sehr heruntergekommen, aber ich wusste sofort: Dieses Haus muss ich haben. Das war 1990.“
Mit Alfons Bürk fand sie einen Architekten, der verstand, was sie wollte: Altes erhalten und Neues sichtbar, aber geschmackssicher dazufügen. Schon als 18-Jähriger hatte er in seiner Heimat Rottweil eine historisch bedeutsame Scheune vor dem Abbruch gerettet. Seither ließen ihn sehr alte Gebäude nicht mehr los.
Ein Projekt aber wie dieses in Engen war selbst nach 30 Jahren Erfahrung etwas Besonderes für den Architekten. Fünf Jahre dauerte die Restaurierung. 25 Handwerker – Restauratoren, Putzer, Schreiner, Maler, Stuckateure, Zimmersleute, alle aus der Umgebung – waren beteiligt; keine einzige Maschine kam zum Einsatz, um die uralte Substanz nicht zu gefährden.
Für mich ist dieses Haus wie ein Organismus – es lebt.Lisa Hermanutz
Bei aller Liebe zum historischen Detail sollte das Haus kein Museum werden – schließlich wollte Lisa Hermanutz ja hier leben. Die moderne Technik, die sie sich dafür wünschte, sieht man nicht. Stück für Stück nahm etwa ein Bodenleger die krummen Pflastersteine heraus, putzte sie und verlegte sie über einer Fußbodenheizung neu. Schief wurde der Boden trotzdem wieder, denn kein Raum ist auf genau dem gleichen Niveau wie der andere. „Für mich ist dieses Haus wie ein Organismus – es lebt“, schildert Lisa Hermanutz.
Über die Einrichtung musste Lisa Hermanutz übrigens keine Sekunde nachdenken. Endlich hatte sie Platz für all die Antiquitäten, die sie sammelt. Schränke und Kästen, Kanapees und massive Holztische, Orientteppiche, Sofas und Truhen wirken in den Räumen so, als ob sie immer schon da gewesen wären.
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