Die Überfliegerin
Den Kindheitstraum vom Fliegen hat sich Lisa Buchner als Skydiverin schon lange erfüllt. Als Wingsuit-Lehrerin feiert sie nun auch die Erfolge ihrer Schülerinnen und möchte dazu beitragen, eine Männerdomäne aufzubrechen.
Seit sie sich erinnern kann, beschäftigt Lisa Buchner der Traum vom Fliegen. Als Kind konnte sie sich sogar selbst davon überzeugen, beim Sprung mit Anlauf wirklich ein kleines bisschen geflogen zu sein. Die Suche nach diesem Gefühl führte sie zunächst in einen Heißluftballon und zum Paragleiten. Fehlanzeige. „Ich fand, das war wie Liftfahren, nur weiter oben“, erinnert sich die 33-Jährige. Nichts kam dieser Freiheit nahe, die sie zwar noch nie gefühlt hatte, aber trotzdem genau kannte. Bis sie vor zehn Jahren ihren ersten Fallschirmsprung wagte.
Aus einem Sprung wurden zwei und aus zwei irgendwann zweihundert, womit sie sich schließlich für das Springen mit einem Wingsuit qualifiziert hatte. Dabei wird Stoff zwischen Armen und Beinen mit Luft umströmt, sodass man fast wie ein Flughund fliegt. Und da war es plötzlich, dieses Gefühl von Freiheit.
Seither hat die Sehnsucht nach diesem Gefühl die Wienerin nicht mehr losgelassen, auch nicht zu Studienzeiten, als ein Flugticket manchmal bedeutete, auf einen vollen Kühlschrank zu verzichten. Denn jedes Mal, wenn Lisa einen Wolkenturm entlangfliegt, sich auf den Rücken dreht und in ein Loch zwischen den Schwaden eintaucht, weiß sie, dass sie gefunden hat, wonach sie sich ihr Leben lang gesehnt hat.
Erfolge teilen und verdoppeln
Um dieses Gefühl an andere weiterzugeben, hat sich Lisa vor einigen Jahren in Belgien zur Wingsuit-Lehrerin ausbilden lassen. Diesen Titel trägt sie sehr zu ihrem Bedauern derzeit als einzige Frau in Österreich. Weil Skydiving eine Männerdomäne ist, ist der Ton am Flugplatz oft rau und derb. Frauen werden oft unterschätzt.
Lisa hilft ihren Schülerinnen, sich nicht entmutigen zu lassen. Im Gegenteil: „Frauen trauen sich viel zu wenig zu, weil sie ständig unterschätzt werden. Ich setze mich dafür ein, dass sie sich auch mal mehr zutrauen, wie viele Männer es oft am Flugplatz tun“, sagt sie. Auch ihre Wingsuit-Kurse werden in der Regel ausschließlich von Männern besucht. Ein Silberstreif am Horizont: 2022 durfte sie erstmals zwei Schülerinnen unterrichten.
Zu sehen, wie glücklich sie waren, sich überwunden zu haben, macht mich auch glücklich.Lisa Buchner
Mehr Chickenwings!
Auch wenn Frauen am Flugplatz in naher Zukunft wahrscheinlich weiterhin zahlenmäßig unterlegen sein werden, bleibt Lisa optimistisch. „Sicher ist das nicht immer einfach. Aber Skydiven ist ein großartiger Sport, der mir irre viel Spaß macht und durch den ich Freunde gefunden habe, die wie eine zweite Familie sind“, schwärmt sie. Sie wird weiterhin als Frau im Wingsuit sichtbar bleiben, zum Beispiel auf Instagram, wo sie unter dem Alias Chickenwings_at (ein Chick mit Wings) ihre Erfahrungen teilt.
Auch in ihrer Position als eine Art Klassensprecherin für das Wingsuit-Fliegen im Aero-Club, dem Fachverband für Luftsport, wird sie sich weiterhin dafür stark machen, Frauen den Weg in ihren Sport zu ebnen. „Die haben meiner Meinung nach sowieso das viel bessere Körpergefühl dafür als die meisten Männer“, meint sie verschmitzt.
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