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Das Backrohr auf 160 °C Heißluft vorheizen.
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Den Striezel in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden und auf einem Backblech ausbreiten.
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Die Milch mit Zucker, den Gewürzen und den Eiern kräftig verrühren und über die Striezelscheiben träufeln.
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Eine Ofenform mit Butter ausstreichen und den Boden mit Striezelscheiben bedecken.
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Einen Apfel über die Striezelscheiben raspeln und mit ein paar Sultaninen bestreuen.
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Erneut eine Schicht Striezelscheiben in die Form geben und mit Apfelraspeln und Sultaninen bestreuen. So lange weiterführen, bis alle Zutaten aufgebraucht sind. Dabei mit einer Schicht Striezel abschließen und zum Schluss mit Butter beträufeln.
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Den Scheiterhaufen im Backrohr auf der mittleren Schiene ca. 40 Minuten backen.
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Eiklar und Zucker zu einem geschmeidigen Eischnee schlagen und wellenförmig über den Scheiterhaufen streichen.
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Die Temperatur im Backrohr auf 230 °C erhöhen und den Eischnee im Ofen leicht bräunen. Den Scheiterhaufen warm servieren.
Oma Adeles Scheiterhaufen mit Schneehaube
Die Großmutter von Autor Alexander Macheck konnte aus alten Semmeln und schrumpeligen Äpfeln einen duftenden Scheiterhaufen zaubern. Und sie wusste, was es wirklich braucht, um zufrieden sein.
Meine Großmutter hieß Adele, als echte Wienerin ursprünglich Adelka. Sie besaß natürlich kein Handy, unternahm zeitlebens keine Flugreise und hatte auch nie den Führerschein gemacht. Dafür plauderte sie an der Bassena mit den Nachbarinnen, legte Patiencen, las Krimis, tanzte und fuhr mit der Tramway.
Fleisch briet sie nur am Sonntag. Unter der Woche zauberte sie Gemüse in einer schillernden Vielzahl mittlerweile vergessener Zubereitungsvariationen und hob die Disziplin „Restlessen“ auf ein familienintern legendäres Niveau. Weggeworfen wurde sowieso nie etwas, sondern repariert oder zu etwas Neuem zusammengefügt, das dann oft sogar noch besser war als das davor.
Süße Restlküche
Alte Semmeln? Schrumpelige Äpfel? Wunderbar, für meine Großmutter bedeutete das „Scheiterhaufen“ (Das Rezept finden Sie unten). Das war für mich als Kind schon vom Namen her gruselig spannend, weil es nach Hexenverbrennung klang, zumindest in der Erstbegegnung, um dann in einer milden, von Zimt, Rosinen und Zucker flankierten Aromenexplosion jede Idee mittelalterlicher Düsternis zu verbannen.
Jedenfalls verehrte ich die geradezu alchemistische Fertigkeit meiner Großmutter, in Töpfen und Pfannen aus eigentlich nix eine Welt sinnlicher Buntheit zu schöpfen, und das in einem an Trance grenzenden Nebenbei, das ihr erlaubte, mir während des Kochens Hunderte Anekdoten aus der Kindheit meiner Mutter zu erzählen, die augenscheinlich ein ziemlicher Frechdachs gewesen war, oder aus ihrer eigenen Jugend, die bei aller Bescheidenheit reich schien, an Freude, menschlicher Begegnung und Sinn für den Wert der Dinge, auf die es aufzupassen galt.
Von meiner Großmutter lernte ich zwischen Zimmer, Kuchl und Kabinett mehr über sorgsames Leben als in dreihundert Kilometer Internet. Freundschaft, Anstand, Zusammenhalt und mit dem zufrieden zu sein, was es wirklich braucht, anstatt anzuhäufen und nie genug zu bekommen.
Meine Oma war eine begnadete Köchin und ein Leben lang dennoch eine schlanke Frau. Weil sie gerne gut aß, jedoch wusste, wann es genug ist, und auf jeden Fall sang und tanzte. Heute würde man daraus wahrscheinlich einen neuen Trend fabrizieren. Für meine Großmutter hieß das schlicht: „Leben“.
Zum Autor: Alexander Macheck behauptet, besser essen als kochen zu können, ist Editorial Director im Red Bull Media House, liebt seine Großmutter und oft auch seine Heimatstadt Wien.
Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im März 2020 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.
Menge | Zubereitungszeit | Gesamtzeit |
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4 Portionen | 40 Minuten | 1:15 Stunden |
250 g | altbackener Striezel |
350 ml | Milch |
80 g | Kristallzucker |
1 Prise | Zimt |
1 Prise | Nelkenpulver |
3 | Eier |
3 | Apfel |
40 g | Sultaninen |
20 g | flüssige Butter |
2 | Eiklar von großen Eiern |
50 g | Staubzucker |