Beilage

Omas Böhmische Knödel

Flaumige Knödel, die nicht rund, sondern in Scheiben daherkommen: Das tischte die Wullowitzer Oma zum Rindsgulasch auf. Susanne Überegger verrät uns das Rezept ihrer Großmutter.

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Foto: Ingo Eisenhut
 

Meine Oma wuchs auf einem Bauernhof in einem kleinen Mühlviertler Dorf direkt an der damaligen Grenze zur Tschechoslowakei auf. Sie erlebte noch die Zeit, in der das Saustechen am Hof gang und gäbe war, man alle drei Wochen Dutzende Brotlaibe buk, zum Frühstück Rahmsuppe aus einer gemeinsamen Schüssel löffelte und das Hendl für den Sonntagstisch eigenhändig aus dem Stall holte.

Gut zu wissen:

  • Sollten Knödel übrig bleiben, lassen sich diese gut einfrieren und dann im Dämpfeinsatz wieder erhitzen.

  • Sie schmecken hervorragend mit Gulaschsaft, Rindsbraten, Brathendl mit Sauce, Ente oder Schweinsbraten.

Böhmischer Knödel trifft herzhaften Gulaschsaft

Es gibt Fotos, auf denen der Großvater mit Ochsen das Feld ackert und die Großmutter am zugefrorenen Teich in einem Eisloch die Wäsche schwemmt. Als Mutter von fünf Kindern, Bäuerin eines großen Hofes und Ehefrau eines Bürgermeisters, der gerne Gäste einzuladen pflegte, hatte die Oma Zeit ihres Lebens viele Bäuche zu füllen.

„Rezepte Heft“ steht in Omas Handschrift auf einem kleinen blauen, schon zerfledderten Schulheft, das sie mir noch zu Lebzeiten vererbt hat. Ich hüte es wie einen Schatz, ist es doch das einzige von Hand geschriebene Kochbuch, das die Großmutter offenbar je besaß. Die Zutaten maß sie „beileifi“ ab, nur mit Gespür.

Großmutters Ahnen stammten aus Südböhmen, was für das kulinarische Erbe der Familie kein Nachteil war. Zum Rindsgulasch beispielsweise werden seit jeher Böhmische Knödel kredenzt. Wer Knödel sagt, denkt gemeinhin an runde. Im Fall des Böhmischen Knödels ist das aber anders.

  • Aus Mehl, Salz, Ei, Wasser, Milch und Germ knetete die Oma einen Germteig, der es sich zu kleinen Laiben geformt auf der Küchen- anrichte gemütlich machen durfte.

In der Zwischenzeit schmurgelte das Rindsgulasch stundenlang auf dem Ofen vor sich hin. Sobald die Großmutter die schön aufgegangenen Laibe in den Kochtopf plumpsen ließ und nach einigen Minuten wieder aus dem wallenden Wasser fischte, standen meine Brüder und ich bereit.

Wir drängten uns rund um die Oma mit ihrem Knödelschneider – wer so etwas nicht kennt, stelle sich einen überdimensionalen Eierteiler mit gespannten Drähten vor – und beobachteten, wie dieser die flaumigen Knödel in Scheiben teilte. So schnell konnte die liebe Omama gar nicht schauen, stibitzten Kinderhände die ersten noch ziemlich warmen Stücke.

Das Beste kam aber erst. Mundeten uns die Böhmischen Knödel schon ohne alles vortrefflich, steigerte sich der Genuss fast ins Unermessliche, sobald sie am Teller mit dem Rindsgulasch zusammentrafen. Es verhält sich nämlich so, dass der feinporige Germteig ganz wunderprächtig den Gulaschsaft aufsaugt.

Das Fleisch ließen wir Kinder folglich meist links liegen und tunkten lieber noch den einen oder anderen Knödel mehr in den zwiebelsämigen Saft. Ein Gaumenschmaus sondergleichen – den böhmischen Vorfahren sei’s gedankt!

Zum Autor: Susanne Überegger ist Lokalredakteurin und freie Journalistin in Oberösterreich. Als Mama von drei mit großem Appetit gesegneten Söhnen ist sie praktisch ständig am Kochen. Auf die erprobten Rezepte ihrer Wullowitzer Oma ist dabei stets Verlass.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Juni 2022 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Zubereitungszeit Gesamtzeit
4 Portionen 35 Minuten 45 Minuten
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Zutaten
300 g griffiges Weizenmehl
1 gestrichener TL Salz
1/2 Würfel frische Germ (zimmerwarm)
1 Ei (zimmerwarm)
65 ml Wasser, lauwarm
65 ml Milch (lauwarm)
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Zubereitung
  1. Alle Zutaten zu einem festen, glatten Germteig verkneten. Je nach Bedarf noch etwas Mehl oder Flüssigkeit dazugeben. Zu drei gleich großen ovalen Laiben formen und mit einem sauberen Küchentuch bedeckt 30 Minuten rasten lassen.

  2. In der Zwischenzeit gesalzenes Wasser in einem großen Kochtopf zum Kochen bringen. Temperatur reduzieren und die aufgegangenen Teiglaibe einzeln (da sie noch weiter aufgehen) ins leicht wallende Wasser geben. Ohne Deckel auf jeder Seite gut fünf Minuten lang garen. Man kann die Knödel auch mit einem Siebeinsatz oder auf gelochten, mit Butter befetteten Blechen für zehn Minuten im Dampfgarer dämpfen.

  3. Die Knödel anschließend vorsichtig – ohne sie zu quetschen – in gut einen Zentimeter dicke Scheiben schneiden.

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