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Germ in 3–4 EL Milch auflösen und mit einer Prise Zucker und 2 EL Milch zu einem Brei verrühren. Das Dampfl zugedeckt an einem warmen Ort 15 Minuten gehen lassen.
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Dampfl und restliche Zutaten für den Teig in eine Küchenmaschine geben und zu einem glatten Germteig verkneten oder mit den Händen 10 Minuten lang kräftig durchkneten. Den Teig in eine Schüssel setzen, mit einem feuchten Tuch bedecken und an einem warmen Ort ca.1 Stunde gehen lassen.
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Den Germteig kurz verkneten und auf einer bemehlten Arbeitsfläche ca.1 cm dick ausrollen. Mit Butter bestreichen und mit Zucker, Zimt und Rosinen bestreuen.
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Den Teig eng aufrollen und schneckenförmig in eine gebutterte Reindling- oder Gugelhupfform legen. Weitere 30 Minuten zugedeckt gehen lassen.
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Das Backrohr auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
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Den Reindling im Backofen auf der zweiten Schiene von unten ca. 50–55 Minuten backen und lauwarm abkühlen lassen. Aus der Form stürzen und frisch servieren.
Steirischer Reindling
Freitags war Fasttag, da kam eine Mehlspeis auf den Tisch. Und genau wie dieser Reindling aus Germteig riecht und schmeckt Kindheit, zumindest in der Murauer Gegend bei Autor Werner Jessner.
„Früher war ich ganz ein Süßer. Als Kind war meine Begeisterung für Pikantes quasi inexistent, aber bei Mehlspeisen hatte ich einen Appetit, frage nicht!“
Am Bauernhof meiner Großeltern wurde es so gehandhabt, dass am Freitag kein Fleisch auf den Tisch kam. Fisch mochte aber keiner, folglich gab es regelmäßig Süßspeisen zu Mittag. Für mich waren diese Freitage bei Oma Feiertage.
Das Bild der Oma in ihrer Kittelschürze, wie sie in der Küche werkt – genauso unvergessen wie der Geruch des Holzherdes, den sie mit kleinen Scheitern fütterte, damit das Backrohr präzise jene Temperatur erreichte, die das Woaza brauchte. Weil das gab es meistens am Freitag: ein Woaza, die steirische Version des kärntnerischen Reindlings.
Omas Küchentrick für den besten Reindling
Germteig musste in der Tupper-Schüssel aufgehen, bis der Deckel dreimal mit einem lauten Ploppen abhob.
Erst dann holte ihn die Oma raus und bändigte das klebrige, zäh-elastische, blonde Wunder, walzte und zog es aus, bis es etwa so groß war wie ein Backblech. Ich stand auf einem Stuhl daneben und schaute zu.
Wie der Zimt roch, den sie draufstäubte, und die Rosinen, die sie handweise auf dem Rohling verteilte. Mir steckte sie immer ein paar zu, und ein paar durfte ich selbst auf dem Teig verteilen.
Am meisten bewunderte ich, wie sie den ausgezogenen Teig zu einer Rolle zusammenwarf, völlig souverän, ohne dass jemals eine einzige Rosine zu Boden gefallen wäre (worauf ich natürlich gelauert hatte, denn Rosinen: köstlich!).
Mit einer zweiten geschmeidigen Bewegung versenkte sie die Teigwurst in der großen Gugelhupfform und die große Gugelhupfform im perfekt temperierten Backrohr des Holzherdes.
Mit Feigenkaffee und Milch
Die Warterei war mir dann zu langweilig, und ich bin wieder raus zum Spielen, daher weiß ich nicht, wie bereitwillig das fertige Woaza die Form jeweils verlassen hat. Ich vermute: genauso ge-schmeidig wie Oma den Teig reinbefördert hatte.
Jedenfalls kann ich mich an keine Schäden am fertigen Objekt erinnern, als es später duftend und noch nicht ganz ausgekühlt am großen Stubentisch serviert wurde; und dazu gab es Feigenkaffee mit Milch. Meine Oma ist seit über zehn Jahren tot. Aber ich habe eine Großtante, die mir manchmal ein Woaza bäckt, weil sie weiß, welche Freude sie mir damit macht. Es ist jedes Mal ein Feiertag.
Zum Autor: Werner Jessner, freier Autor, isst überhaupt gern Sachen aus der Jugend: Schwammerlgulasch, panierten Parasol oder Lungauer Hasenöhrl mit Kraut, quasi der Urahn der Frühlingsrolle.
Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im November 2020 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.
Menge | Zubereitungszeit | Gesamtzeit |
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1 Stück | 2:05 Stunden | 3 Stunden |
15 g | frische Germ |
250 ml | lauwarme Milch |
2 EL | Zucker |
3 | Eier (Größe M) |
500 g | glattes Mehl |
120 g | zerlassene Butter |
Salz |
20 g | zerlassene Butter |
60 g | Zucker |
gemahlener Zimt | |
150 g | in Rum eingeweichte Rosinen |