Welche winterharten Pflanzen brauchen Schutz?
Viele heimische Pflanzen sind an die tiefen Temperaturen unserer Breiten angepasst. „Winterhart“ ist aber ein dehnbarer Begriff. So manch robustes Gewächs braucht dennoch Schutz vor Eis und Schnee.
Wenn Botaniker und Gärtner nach neuen Stauden, Bäumen und Sträuchern suchen, gehen sie auf Reisen. Pflanzen aus anderen Ländern mitzubringen war schon vor hunderten Jahren üblich – einerseits um neue Nutzpflanzen zu finden, andererseits um in königlichen Herrschaftshäusern die Sortenvielfalt zu bereichern.
Viele unserer Pflanzen wurden so bei uns eingebürgert. Manche wurden in Orangerien gehalten, um nicht den unwirtlichen Bedingungen europäischer Winter ausgesetzt zu sein. Aber es gab auch solche, die sich problemlos an unser Klima angepasst haben und heutzutage ganzjährig im Freien bestens zurechtkommen.
Kübelpflanzen einwintern
Wer keinen Wintergarten hat, braucht deswegen nicht auf Kübelpflanzen zu verzichten. Manche können auch an Ort und Stelle warm verpackt durch den Winter kommen.
Buchs oder Lorbeerkirsche werden dabei an einem windgeschützten Platz dicht zusammengestellt und einzeln mit Zeitungspapier, Dämmfolie, Stroh oder Jutesäcken umwickelt.
Die Töpfe dürfen aber keinen Kontakt zum Boden haben, damit auch die Unterseiten isoliert sind. Am besten stellt man die Kübel auf Holzlatten oder Paletten.
Abhärten und schützen
Abseits der genetisch definierten Winterhärte können Pflanzen dazu erzogen werden, mehr Kälte zu ertragen. Das Klima, in dem sie aufwachsen, sind sie gewöhnt. Es lohnt sich deshalb, Pflanzen in den Garten zu setzen, die in einer Baumschule in der Nähe aufgezogen wurden. Dabei spielen Klima und Boden eng zusammen.
Wer im Waldviertel lebt, braucht Gewächse, die besonders strenge Winter kennen.
Im pannonischen Raum mögen zwar die Temperaturen milder sein, aber es kommt dafür öfter zu längeren Trockenperioden. Auch daran können sich Pflanzen anpassen, wenn sie unter genau diesen Bedingungen aufgewachsen sind.
Wichtig ist es, vor allem junge Pflanzen in den ersten Jahren zu schützen. Mit einem Hasenstallgitter ist es möglich, Laub und Reisig als Dämmmaterial um die Pflanze zu fixieren. Haben sie die juvenile Phase überlebt, sind sie groß und stark genug, um auch sehr tiefen Temperaturen die Stirn zu bieten.
Die Bitterorange (Poncirus trifoliata) ist ein gutes Beispiel dafür: Sie ist die einzige Vertreterin der Zitruspflanzen, die in den Garten gepflanzt werden kann. Trotzdem überleben junge Pflanzen oft nicht, wenn sie ungeschützt stehen. Es hilft, sie im Windschatten eines größeren Gehölzes zu pflanzen oder ebenfalls wie beschrieben einzupacken.
Richtig düngen
Im November sollten längst alle Düngearbeiten abgeschlossen sein. Das Laub ist beinahe zur Gänze abgefallen, dichter Nebel breitet sich aus, und der Garten begibt sich in die Winterruhe. Was die Nährstoffzufuhr betrifft, so beginnt die Vorbereitung darauf bereits im August. Dann wird das letzte Mal mit Stickstoff gedüngt (beispielsweise in Form von Kompostgaben) und damit zu Wachstum und Blütenbildung angeregt. Der Nährstoff zur Steigerung der Winterhärte heißt Kalium.
Es ist dafür verantwortlich, dass sich die Zellwände festigen, die Triebe aushärten und ausreifen (Stickstoff lässt Stiele und Blätter weich werden). Generell sollte lieber weniger gedüngt werden, das heißt, gar keine Nährstoffe ab September sind besser als zu viele.
Wer das Wachstum zu spät anregt, verursacht unnötige Neutriebe, die leicht erfrieren, das gilt für Rosen und Gehölze gleichermaßen. Am besten ist es jetzt, nur den Rasen kalibetont zu düngen (Bild oben) und den restlichen Garten erst im Frühling wieder in Schwung zu bringen.
Sparsam schneiden
Auch beim Schnitt lautet die Devise in Hinblick auf den bevorstehenden Winter: Weniger ist mehr!
Bei Rosen findet man vereinzelt bis in den Dezember Blüten. Bis dahin möchte man allein der Pracht wegen mit dem Schneiden der Blütenreste oder Hagebutten (genügend als Vogelnahrung übrig lassen!) warten. Dann aber hilft die Schere, damit sich – bedingt durch die Feuchtigkeit – auf dem Laub keine Pilzkrankheiten ansiedeln.
Zu stark darf allerdings nicht gestutzt werden, weil die Triebe über den Winter meist ein Stück zurückfrieren. Der eigentliche Rosenschnitt erfolgt im Frühling.
Bäume und Sträucher werden selten im Spätherbst geschnitten. Die meisten Gehölze schneidet man entweder vor der Vegetationsperiode oder aber im Sommer nach der Blüte.
Bei den krautigen Gewächsen, also Stauden, ist es für viele Tiere des Gartens von Bedeutung, dass die Frucht- und Samenstände stehen bleiben dürfen. Sie sind in der kargen Zeit letzte Nahrung und verzaubern mit ihren Silhouetten zudem den winterlichen Garten.
Gut zu wissen
Winterhart bedeutet, dass eine Pflanze bei uns die kalte Zeit gut überleben kann. Gibt es Einschränkungen, wird eine Temperatur angegeben. Beispiel: winterhart bis minus 20 °C.
Einjährige Pflanzen gelten als Saisonpflanzen, sie sind entweder nicht winterhart, und eine Weiterkultur im Wintergarten ist selten von Erfolg gekrönt, oder aber sie leben tatsächlich nur ein Jahr lang. Diese echten einjährigen Pflanzen sterben im Herbst ab und sichern die Erhaltung der Art ausschließlich durch Samen.
Stauden sind krautige Pflanzen, die über viele Jahre an einer Stelle gedeihen und auch in der kalten Jahreszeit keinen Schaden erleiden. Es ist eine Eigenart von Stauden, eine gewisse Winterhärte aufzuweisen. Sie sprießen im nächsten Jahr aus Überwinterungsorganen (Knollen, Zwiebeln, Wurzelstöcken) wieder neu.
Bäume und Sträucher unterscheiden sich von Stauden durch ihre verholzten Zweige und Äste. Sie sind im Gegensatz zu Stauden nicht immer ausreichend winterhart. Die heimischen Vertreter haben gute Mechanismen entwickelt: Der Laubfall hilft ihnen, sich in die nötige Winterruhe zu begeben; immergrüne Nadelbäume verfügen über angepasste Blätter.
Kübelpflanzen können nur geschützt tiefe Temperaturen überdauern. Entweder sie werden entsprechend verpackt oder stehen im Wintergarten. Auch an sich winterharte Pflanzen müssen, wenn sie in Töpfen wachsen, verhüllt werden,
Frostharte Gewächse im Zier- und Gemüsegarten
Attraktive Pflanzen, die mindestens minus 20 Grad vertragen:
1. Rosen
Portland-Rose „Rose de Resht“ (Rosa x damascena) verträgt Temperaturen bis etwa minus 35 Grad; historische Strauchrose; stark gefüllte Pomponblüten mit wunderbarem Duft; kann auch in Pflanzgefäßen gezogen werden, muss dann aber im Winter durch Einpacken der Töpfe geschützt werden.
Portland-Rose „Leda Strauchrose“ (Rosa x damascena) verträgt Temperaturen bis etwa minus 35 Grad; große und stark gefüllte weiße Blüten mit feinem karminroten Anflug.
Wein- oder Apfelrose (Rosa rubiginosa) verträgt Temperaturen bis etwa minus 29 Grad; heimische Wildrose; ökologisch wertvoll wegen der einfachen Blüten mit vielen Pollen als Insektennahrung.
2. Bäume
Eberesche (Sorbus aucuparia) heimisches Gehölz; verträgt Temperaturen bis zirka minus 40 Grad; gefiederte Blätter, weiß blühende Schirmrispen und kugelige orangefarbene Früchte im Herbst.
Kuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum) verträgt Temperaturen bis etwa minus 28 Grad; die Blätter duften nach dem Laubfall auf der feuchten Erdoberfläche nach Lebkuchen.
Weidenbirne (Pyrus salicifolia) verträgt Temperaturen bis etwa minus 26 Grad; eine Birnenart mit schmalen, weidenartigen Blättern; erinnert an mediterrane Gewächse; Weidenersatz für eher trockene Standorte.
3. Sträucher
Schwarzfrüchtige Apfelbeere (Aronia melanocarpa) verträgt Temperaturen bis etwa minus 26 Grad; ökologisch wertvolles Wildgehölz für Hecken; schwarze Vitamin-C-reiche Sammelbalgfrüchte.
Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) verträgt Temperaturen bis etwa minus 26 Grad; schnellwüchsige Kletterpflanze mit bläulich-violetten, glockenförmigen Blüten im Frühjahr; Fruchtstände: attraktive silbrig-haarige Büschel.
Perückenstrauch (Cotinus coggygria) verträgt Temperaturen bis etwa minus 23 Grad; perückenartige Blüten- und Fruchtstände, grün- und rotlaubige Sorten; in rauen Lagen an geschützter Stelle pflanzen.
4. Blütenstauden
Raublatt-Aster (Aster novae-angliae bzw. Symphyotrichum novae-angliae) verträgt Temperaturen bis etwa minus 45 Grad; farbenprächtige Blüten spät im Jahr (bis Oktober/November).
Gewöhnliche Sonnenbraut (Helenium autumnale) verträgt Temperaturen bis etwa minus 40 Grad; hohe Staudenpflanze mit gelben Korbblüten im Herbst, Schnittblume und Bienenweide.
Stauden-Phlox (Phlox paniculata) verträgt Temperaturen bis etwa minus 35 Grad; duftende Bauerngartenpflanze mit weißen Blüten; Schnittblume und Bienenweide. Weicher Frauenmantel (Alchemilla mollis) verträgt Temperaturen bis etwa minus 26 Grad; gelbgrüne, zarte Blütenrispen; auf den weich behaarten Blättern halten sich die Tautropfen lange, was sehr reizvoll aussieht.
5. Wintergemüse
Gemüsearten, die der Kälte trotzen oder durch Frosteinwirkung sogar noch gehaltvoller werden, sollten bei Temperaturschwankungen trotzdem mit Vlies eingehüllt werden, um sie vor Nässe und Schneelast zu schützen.
Vorsicht: Gemüsepflanzen sind nicht extrem winterhart, sie entwickeln ihren feinen Geschmack durch die ersten, mäßigen Frostnächte, indem Stärke in Zucker umgewandelt wird.
Zu den Wintergemüsen zählen verschiedene Kohlarten (Kohlsprossen entwickeln zum Beispiel ihren süßen Geschmack erst durch Einwirkung des ersten Frosts), Wurzelpetersilie, Pastinake, Schwarzwurzeln, Lauch, Steckrübe, Spinat oder Vogerlsalat.
Tipps für erfolgreiches Überwintern
Geschützte Standorte in Hausnähe und nach Süden geneigte Hänge schaffen ein milderes Kleinklima für mäßig winterharte Gewächse.
Bäume und Sträucher die ersten zwei Jahre nach der Pflanzung in den kalten Monaten schützen. Sie reagieren empfindlich auf tiefe Temperaturen.
Rosen bis über die Veredelungsstelle mit Erde anhäufeln und in raueren Lagen grundsätzlich frostharte Arten bevorzugen.
Fuchsien, Engelstrompeten, Schmucklilien, Bleiwurz und Enzianbäumchen überwintern besser in frostfreien Räumen, brauchen dazu aber kein Licht – ein dunkler Keller tut es auch.
Immergrüne und Kübelpflanzen im Winter an frostfreien Tagen regelmäßig, aber sparsam gießen. Die meisten Pflanzen vertrocknen eher, als dass sie erfrieren.
Gräser nicht abschneiden, da sich sonst Wasser in den hohlen Stängeln sammelt und die Schäfte auffrieren. Schöpfe besser zusammenbinden!
Mehrjährige Kräuter, die dem Winter trotzen
Pfefferminze, winterhart bis etwa minus 40 °C.
Liebstöckl, winterhart bis etwa minus 35 °C.
Schnittlauch, winterhart bis etwa minus 29 °C.
Melisse und Thymian, winterhart bis etwa minus 23°C.
Majoran, Lavendel und Salbei, winterhart bis etwa minus 18 °C.
Rosmarin, winterhart bis etwa minus 12 °C, im Voralpenland noch möglich, wenn der Boden gut drainagiert ist (in rauen Lagen im Topf im Haus überwintern).
Buchtipp: „Mein Garten im Winter“ von Elke Papouschek. Auch wenn der Winter ins Land zieht, gibt es für Gärtner immer etwas zu tun. Gartenexpertin Elke Papouschek verrät, welches Gemüse frostigen Temperaturen trotzt, wann der Obstbaumschnitt fällig ist und was man tun kann, damit Balkon und Garten in der kalten Jahreszeit nicht allzu kahl und trostlos aussehen.
Das könnte Sie auch interessieren:
15x nach Hause bekommen & nur 12x bezahlen
Wunsch-Startdatum wählen
Kostenlose Lieferung nach Hause
Mindestlaufzeit: 12 Ausgaben
Ohne Risiko: Jederzeit zum Monatsletzten unter Einhaltung einer 4-wöchigen Kündigungsfrist schriftlich kündbar. (Nach Ende der Mindestlaufzeit)