Beim Pfingstrosengärtner: Richtig pflanzen & pflegen
Wer im Frühsommer durchs Eferdinger Becken vagabundiert, findet mit etwas Glück die Gärtnerei von Michael Miely: In sanfter Hanglage blüht dort ein Meer aus Pfingstrosen in Hell- und Dunkelrot, in Rosa, Gelb und reinem Weiß. Wir verraten Tipps vom Profi.
Das väterliche Schuhgeschäft in Schwanenstadt war für ihn nie ein Thema. Als Kind wäre Michael Miely am liebsten Pilot geworden – oder Gärtner. Und eigentlich ist er sehr froh darüber, dass er sich für Letzteres entschieden hat. Ein Berufsleben lang um den Globus zu düsen ist heute wahrlich keine Traumvorstellung mehr. Das Arbeiten zwischen wogenden Blütenfeldern unter blauem Himmel kommt dem Paradies dagegen schon recht nahe.
Michael Miely fliegt also nicht um die Welt – sie kommt zu ihm. Denn Pfingstrosenfreunde gibt es überall. Und der Name Miely ist inzwischen weithin bekannt. Aus aller Herren Länder treffen Bestellungen von Sammlern ein. Sogar nach Finnland reisen die Pflanzen aus der österreichischen Gärtnerei. Dort schätzt man die einfachen, ungefüllten Blüten ganz besonders, berichtet uns der Chef.
Blumenleidenschaft in jungen Jahren
Beim Auslösen der Pfingstrosenleidenschaft führte wie so oft im Leben der Zufall Regie. In der Stadtgärtnerei von Vöcklabruck, in der Michael nach Abschluss der Gartenbauschule in Langenlois seine ersten Berufsjahre absolvierte, bestellte man irgendwann ein paar neue Pfingstrosensorten aus der berühmten deutschen Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin. Als die Blumen erblühten, sprang bei Michael der Funke über. Und bald darauf kultivierte der junge Gärtner selbst in seinem privaten Garten mehr als 200 Sorten der Gattung Paeonia.
Pfingstrosen, speziell die Staudenpfingstrosen (es gibt ja auch den verholzenden Typ, die Strauchpfingstrose), blieben auch nach der Hochzeit mit seiner Frau Anneliese und der damit verbundenen Übernahme einer Landwirtschaft Michaels Leidenschaft. Zunächst waren es nur vier ausgepflanzte Reihen, ehe vor drei Jahren der Entschluss gefasst wurde: „Ab jetzt widmen wir uns ganz den Pfingstrosen!“
Mittlerweile gedeihen im Familienbetrieb auf rund zwei Hektar 430 Sorten Staudenpfingstrosen und erfüllen die sonnigen Hänge vor dem neu errichteten Betriebs- und Verkaufsgebäude mit Farbe und Duft. „Es war immer schon so, dass in einer Landwirtschaft die Tiere die sonnigsten Plätze bekommen. Jetzt sind aber bei uns nicht mehr Kühe die Hauptdarsteller, sondern die Blumen“, meint Michael Miely lachend.
Einen sonnigen Platz empfiehlt der Gärtner auch allen Kunden, die sich Pfingstrosen in den Garten holen möchten. „Zumindest einen halben Tag lang müssen die Pflanzen volle Sonne abbekommen“, rät er: „sonst bilden sie nur Blätter und keine Blüten.“
Pfingstrosen pflanzen und pflegen
Ansonsten gehören die Pfingstrosen als traditionelle Bauerngartenbewohner zu den unkomplizierten, erstaunlich robusten Pflanzen. Weder Schnecken noch Wühlmäuse fallen über sie her, Pilzkrankheiten sind auch kein Thema. „Der einzige Feind der Pfingstrose ist der Rasenmäher“, weiß Michael Miely. „Wenn die Pflanzen frisch gesetzt sind, werden sie leicht übersehen, zumeist von den Männern, die den Mäher lenken ...“
Den Grundstein für ein üppiges Ergebnis legt man am besten schon beim Pflanzen im Frühling oder im Herbst. Die roten Triebaugen der Wurzeln sollten einer Redewendung nach „die Glocken läuten hören“ oder „die Sonne riechen können“. Denn kommen sie mehr als drei Zentimeter tief in den Boden, so wird man auf Blüten vergeblich warten.
Gepflanzt wird in normalen Gartenboden, der frei von Staunässe sein soll. Eine Handvoll Hornspäne als Dünger sorgt für einen guten Start. Ansonsten kann nicht viel schiefgehen. Sogar nach dem Austrieb im Frühjahr sind leichte Fröste von minus drei bis vier Grad kein Problem. Die Triebe hängen dann zunächst weich herunter, richten sich aber bald wieder auf.
„Bei uns wird Kompost nur sparsam verwendet“, berichtet der Gärtner aus der Praxis. „Nach der Pflanzung werden sie zudem zwei bis drei Jahre nicht gedüngt und kaum gegossen. Dementsprechend robust sind unsere Pflanzen.“ Mineralischer Dünger ist tabu, er macht die Pflanzen „mastig“, das heißt, sie bekommen wenig Blüten, dafür weiche Stiele und fallen später um.
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Mehr als sieben Jahre bis zur Blüte
Die oft erwähnte Regel, nach der Pfingstrosen am liebsten ihre Ruhe haben und möglichst nicht versetzt werden wollen, stimmt. So geerdet, geduldig und ausdauernd wie die Pflanzen muss auch der Gärtner sein, wenn er Pfingstrosen aus Samen anbaut. Michael Miely erweitert sein Sortiment jedes Jahr mit Zufallssämlingen. Von interessanten Sorten nimmt er im Herbst Samen ab, doch schon die Keimphase dauert eineinhalb Jahre, und erst weitere sechs Jahre später zeigen sich Blüten am Feld.
Dann geht der Gärtner kritischen Blicks durch die Blütenreihen und prüft, welche davon weiter kultiviert und dereinst als neue Sorte an seine Kunden weitergegeben werden können. Michaels Ansprüche sind hoch. Nur wenn die Blütenfarbe interessant ist, das Laub dunkel und kräftig und wenn die Stängel stark und aufrecht bleiben, selbst wenn die Blütenköpfe schwer werden, dann kann aus der weiteren Kultivierung etwas werden.
Schließlich wird der ausgewählte Stock weiter angebaut und beobachtet. So vergehen vom ersten Anbau weg in etwa 15 Jahre, ehe eine neue Sorte im Verkauf und in der Sortenliste der Mielys landet.
Richard Wagner als Taufpate
Den langen, mühsamen Prozess des Sortenschutzes tut sich der Gärtner nicht an. „Es gibt doch ohnehin schon tausende registrierte Sorten“, meint er, „meine muss ich nicht exklusiv schützen lassen. Im Gegenteil, ich fühle mich bestätigt, wenn sie anderen Gärtnern gefallen und sie auch dort vermehrt werden.“
Auf der Suche nach klingenden Namen für seine Neuzüchtungen wählte Michael Miely als Richard-Wagner-Fan Namen aus dem „Ring des Nibelungen“. So stehen nun „Sigmund“, „Brünnhilde“, „Wotan“ und „Freia“ in trauter Harmonie nebeneinander auf dem Feld – und natürlich „Siegfried“, so rot wie Drachenblut.
Bleibt die Frage: Wohin mit den Prachtstücken? „Man soll kein reines Pfingstrosenbeet anlegen“, sagt der Gärtner, „sondern höchstens drei Stöcke je Sorte als Gruppe punktuell im Garten einsetzen und mit Stauden wie Storchschnabel, Frauenmantel oder Katzenminze kombinieren. Und wenn man verschiedene Blütezeiten abstimmt, kann man von Mitte April bis Mitte Juni prächtige Pfingstrosen im Garten haben.“
Experiment für Geduldige
Wer sich selbst in der Pfingstrosenzucht versuchen möchte, macht das am besten im September, wenn die reifen Kapseln aufspringen. Die Samen ein paar Tage lang im Schatten nachtrocknen lassen und dann in eine Schale oder direkt in den Gartenboden in sandige Erde säen. Etwa 2 cm tief mit sandiger Erde bedecken und unbedingt etikettieren, denn bis zur Keimung im übernächsten Frühjahr vergehen eineinhalb Jahre. Und wer weiß dann noch genau, wo er gesät hat? Während dieser Zeit die Erde frei von Unkraut halten, bei großer Hitze gießen und mit Vorfreude darauf warten, welche Blütenform und -farbe sich hier zeigen werden, wenn die Geduld belohnt wird.
Die Staudenpfingstrose
Familie: Pfingstrosengewächse (Paeoniaceae)
Herkunft: China
Standort: sonnig, normaler, gut wasserdurchlässiger Gartenboden; keinen Mineraldünger mit hohem Stickstoffanteil und nicht zu viel Kompost verwenden
Blüte: Mitte April bis Mitte Juni, einfach, halbgefüllt oder gefüllt
Blütenfarben: Weiß, Rosa und Rot in allen Nuancen
Handhabung im Garten: im Frühling oder Herbst eine Pflanzgrube (ca. 60 × 60 cm und ca. 40 cm tief) ausheben, nicht zu tief pflanzen, als Winterschutz im ersten Winter nach der Pflanzung Reisig zum Abdecken verwenden