So lockt man heimische Schmetterlingsarten in den Garten
Ihre filigrane Anmut fasziniert uns ebenso wie die wundersame Verwandlung von der Raupe zum Falter. Im Garten zählen sie nach den Bienen zu den wichtigsten Bestäubern. So lockt man die „Kinder der Sonne“ herbei.
Die ersten warmen Sonnenstrahlen, ein paar frühe Blüten – und schon tanzen Tagpfauenauge, Zitronenfalter und Kleiner Fuchs durch die Luft. Sie sind die Frühlingsboten unter den rund 200 Tagfalterarten in Österreich. Andere, wie etwa der Schachbrettfalter, tauchen erst nach der Sommersonnenwende im Garten auf. Bis weit in den Herbst erfreut uns ihr Anblick durch ihre Schönheit und scheinbare Unbeschwertheit stets aufs Neue.
In der Natur sind Falter extrem wichtige Blumenbestäuber und Nahrungsgrundlage für viele Tiere: etwa für insektenfressende Vögel, die sich meist an den Raupen gütlich tun, oder für Fledermäuse, die sich in der Hauptsache von Nachtfaltern ernähren.
Milchdieb und Buttervogel
Der Name Schmetterling leitet sich vom slawischstämmigen Wort Schmetten für Rahm ab. Falter lieben nämlich die fette Schicht auf der Milch, die beim Butterschlagen entsteht. Davon zeugen auch Bezeichnungen wie Buttervogel, Milchdieb oder das englische Butterfly.
Andere Namen wie Götterboten, fliegende Edelsteine, Tagvögel oder Kinder der Sonne wiederum veranschaulichen, wie sehr wir die filigrane Leichtigkeit und Anmut der Falter bewundern. Im Altgriechischen steht das Wort Psyche ebenso für Schmetterling wie für die menschliche Seele.
Mit ihren empfindlichen Sinnesorganen können Schmetterlinge Nektarpflanzen selbst aus großer Entfernung erkennen und fliegen lange Strecken, um zu ihnen zu gelangen. Den zuckerhaltigen Blütennektar nehmen sie dann mithilfe eines Rüssels auf. Der im Ruhezustand spiralförmig eingerollte Rüssel ist an der Kopfunterseite kaum zu sehen. Doch erblickt der Schmetterling eine Futterquelle, rollt er den Rüssel, der oft länger als der Körper ist, blitzschnell wie eine Tröte aus.
Vor allem in der Zeit der Eireife haben die Tiere einen großen Bedarf an energiereicher Nahrung und können dann besonders schweren, süßen Düften nicht widerstehen. Optisch werden Schmetterlinge vor allem durch Rot, Orange, Gelb, Violett und Pink angelockt. Nachtfalter wiederum fliegen auf weiße Blüten, die in der Dämmerung das Licht reflektieren.
Lieblingsspeise Wildblumennektar
Will man Schmetterlinge in den Garten locken, eignen sich heimische Wildblumen hervorragend, da sie anspruchslos und an die natürlichen Bedingungen der Region gut angepasst sind. Kartäusernelke, Löwenzahn, Wiesen-Platterbse oder Echtes Labkraut beispielsweise ziehen Schmetterlinge geradezu magnetisch an, und auch blühende Kräuter wie Salbei, Thymian, Oregano und Dill werden von den flatternden Götterboten gerne besucht.
Der Anteil gefüllter Blumen, deren Staubblätter zu Blütenblättern umfunktioniert sind und die deshalb keinen Nektar liefern, sollte möglichst gering sein. Besser ist es, eine Vielzahl von ungefüllt blühenden Pflanzen zu verwenden. Kombiniert werden die Pflanzen am besten so, dass vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst immer etwas blüht, damit die Schmetterlinge zu jeder Zeit Nektar vorfinden.
Und je mehr verschiedene Pflanzen wachsen, desto höher ist auch die Anzahl der zu beobachtenden Schmetterlinge.
Aber nicht nur das adulte Insekt benötigt Futter. Seine Raupen können, je nach Art, entweder mehrere oder nur eine ganz bestimmte Pflanze als Nahrungsquelle nutzen. Unkräuter sind generell die Lieblingspflanzen vieler Raupen. Finden sie diese Pflanzen nicht in ihrem Lebensraum, kann sich die Art nicht vermehren.
Auch Totholz- oder Laubhaufen sind vor allem in dicht besiedelten Gebieten sehr wichtige Überlebensinseln für Schmetterlinge. Diese Naturgartenelemente schützen die empfindlichen Insekten vor Wind und Wetter und bieten einen sicheren Ort für die Raupen und deren Verpuppung.
Das lockt Falter an
Pflanzen an sonnigen Stellen werden besonders gern von Schmetterlingen besucht, da sich Tagfalter sonnen müssen, um ihre Flugmuskeln aufzuwärmen und flugfähig zu werden. (Nachtfalter hingegen „zittern“ sich warm.)
Wer sich nicht nur auf seine Pflanzen verlassen möchte, kann Schmetterlinge zusätzlich durch bereitgestellte Nahrung anlocken.
Bewährt hat sich ein „Schmetterlingscocktail“ aus Honig, Zucker und einer Prise Salz. Alles wird in Wasser gelöst und in flachen Schalen zur Verfügung gestellt. Oder Schalen mit Sand füllen und diesen feucht halten – hier trinken die Schmetterlinge.
Überleben bei Frost und Schnee
Und was machen Schmetterlinge, wenn es hier kalt wird?
Einige überdauern den Winter als Puppe an einem Zweig oder Blatt oder in einem hohlen Baum. Manchmal überwintert auch der fertige Schmetterling im Freien. Der Zitronenfalter etwa ist so ein Überlebenskünstler, der bis zu minus zwanzig Grad übersteht. Andere Falter wie Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs vertragen gar keinen Frost. Sie suchen sich einen geschützten Platz im Holzschuppen, im Keller oder auf dem Dachboden. Und wenn sie im Frühling aus ihrer Kältestarre erwachen, geht es wieder hinaus.
Manche Arten ziehen sogar ähnlich Zugvögeln in warme Gefilde. Sie fliegen dazu wenige Meter über dem Boden und legen Strecken zwischen 2.000 und 3.000 Kilometern über die Alpen und das Mittelmeer zurück. Der Admiral etwa verlässt im Frühjahr seine Heimat in Südeuropa und Nordafrika und kommt im Mai hier an, um Eier zu legen. Die neue Generation fliegt dann im Spätsommer wieder Richtung Süden.
In milden Wintern und in wärmeren Gegenden können Admirale im Raupenstadium aber auch bei uns überdauern.
Wanderflug auf zarten Schwingen
Ganz anders verhält sich aber der Distelfalter, der keine Kälte verträgt. Der lila Blumen liebende Schmetterling kommt meistens im Juni aus der Gegend nördlich und südlich der Sahara zu uns. In starken Jahren sind dabei Wanderzüge von Millionen Tieren unterwegs.
Die lange Flugstrecke schaffen sie in etwa zwei Wochen, sie fliegen bis zu 50 Kilometer pro Stunde und machen dabei häufig Rast, um mit Blütennektar Kraft zu tanken.
Der Flug hinterlässt Spuren: Mitunter sind die Flügel der Schmetterlinge danach regelrecht zerschlissen und extrem ausgebleicht. Bei uns durchläuft der Distelfalter dann zwei Generationen und bricht im Herbst wieder gen Süden auf.
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