4 besondere Wildbeerensorten und ihre Eigenschaften
In unseren Wäldern und auf den Naturwiesen begegnen wir vielen wilden Früchten, wie der unverwechselbaren Mispel, Vogelbeere, Dirndl oder Hagebutte. Bis spät bis in den Winter reifen die Beeren und lassen sich zu allerhand eingelegten Schätzen verkochen.
Heimische Wildsträucher sind mit ihren Beeren eine wichtige Nahrungsquelle für Tiere und müssen nicht regelmäßig geschnitten werden. Ein Auslichtungsschnitt alle paar Jahre kann im Spätwinter erfolgen: Alte, vergreiste oder abgestorbene Triebe schneidet man dabei am besten bodennah heraus, die verbleibenden kürzt man auf zirka zwei Drittel ein. So hält man die Sträucher jung und die Ernte reich.
Mispel (Mespilus germanica) Kernobst mit langer Tradition
Eher unauffällige braune Früchte trägt die auch als „Asperl“ bezeichnete Mispel. Einst war sie ein in Süd- und Mitteleuropa weitverbreiteter, geschätzter Obstbaum. In der 812 n. Chr. verfassten Landgüterverordnung Capitulare de villis von Kaiser Karl dem Großen wurden sehr detaillierte. Vorschriften zur Bewirtschaftung der kaiserlichen Güter angegeben.
Sie schrieb den Anbau von 73 Nutzpflanzen sowie die Anpflanzung von 16 Obstgehölzen vor, unter denen auch die Mispel genannt wird. Höchste Zeit also, dass dieser wertvolle Baum in unseren Gärten wieder zu neuen Ehren kommt. Wer von den Früchten profitieren möchte, greift dabei besser auf veredelte Gartensorten, z. B. „Mispel von Nottingham“, „Macrocarpa“ und „Westerwald“, zurück. Sie sind dornenlos, tragen größere Früchte, und bereits etwa vier Jahre nach der Pflanzung gibt es etwas zu ernten.
Der Mispelbaum braucht nährstoffreiche, kalkhaltige Böden ohne Nässe.
Ab Oktober und sobald die ersten Frostnächte übers Land gekommen sind, kann man die braunen Früchte auch roh genießen. Die Kälteeinwirkung macht sie weich und den Geschmack angenehm süß säuerlich – eine feine Voraussetzung für Marmeladen und Gelees. Wer nicht auf den Frost warten möchte, kann die Mispeln auch schon früher pflücken und sie für etwa fünf Stunden ins Gefrierfach des Kühlschranks legen. Das hat denselben Effekt auf den Geschmack der traditionsreichen Früchte.
Hagebutte (Rosa sp.) – Wenn die Hetscherl reifen
Die Rose ist die am häufigsten gemalte, umdichtete und besungene Pflanze, z. B. auch in diesem Kinderlied, das oft mit dem Fliegenpilz in Verbindung gebracht wird: Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm, es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um. Sagt, wer mag das Männlein sein? … Wonach das Lied fragt, ist aber nicht das giftige Schwammerl, sondern die kleine rote Frucht der Rose (mit ihrem schwarzen Käpplein) – die Hagebutte, die wir auch als „Hetscherl“ oder „Hetschepetsche“ kennen.
Jahrzehntelang haben wir Rosen in unseren Gärten nur ihrer Blüten wegen gepflanzt. Vergessen schien, dass die Menschen die Inhaltsstoffe der Hagebutten einst als wichtige Ergänzung des beschränkten winterlichen Obstvorrats sahen. 50 Mal mehr Vitamine als die Zitrone und immerhin noch 19 Mal mehr als die Schwarze Johannisbeere enthalten die wertvollen Wildfrüchte.
Nun kommt die Frucht aus dem alten Kinderlied wieder zu Ehren, Rosensträucher sollen nicht nur durch Blüten, sondern auch durch Herbstschmuck bezaubern.
Was dabei zu beachten ist: Nur ungefüllt blühende Sorten können Hagebutten entwickeln, und nur die einmalblühenden haben Zeit, sie auch ausreifen zu lassen, ehe der Winter kommt. Wer Verblühtes wegschneidet, bringt sich damit auch um die späteren Früchte.
Dickfleischige und daher gut verwertbare Hagebutten tragen Apfelrose (Rosa villosa) und Kartoffelrose (Rosa rugosa).
Zur Verwertung werden die Früchte aufgeschnitten und die borstigen Kerne entfernt, denn sie schmecken unangenehm und können den Magen reizen. Eine mühevolle Arbeit, die sich aber lohnt!
Kornelkirsche (Cornus mas) – Dirndln, die man essen kann
Egal ob der Volksmund von Dirndlstrauch, Dirlitze oder Herlitze spricht, gemeint ist immer die Kornelkirsche, ein Wildstrauch, der jedem Garten Ehre macht. Oft schon im Februar zeigt er seine goldgelben Blüten. Mit diesen „Dirndln“ sind im Herbst weder Trachtenkleider noch hübsche Mädchen gemeint, sondern die roten olivenförmigen Früchte. Ihr süß-säuerliches, vitaminreiches, an Weichseln erinnerndes Fruchtfleisch schmeckt frisch verzehrt und auch zu Saft, Gelee, Kompott oder Marmelade verarbeitet.
Auch ökologische Aspekte sprechen für einen Dirndlstrauch im Garten: Die Blüten sind im Frühling neben jenen der Salweide die erste Nahrung für die Bienen. Und was dann später an Früchten am Strauch verbleibt, ist für Vögel ein Festschmaus.
Die Zweige des Dirndlstrauchs kann man wie die der Kirschen als Barbarazweige am gleichnamigen Tag (4.12.) schneiden und in eine Vase mit Wasser stellen – dann blühen sie zum Christfest.
Vogelbeere (Sorbus aucuparia)– Beeren mit Mehrfachnutzen
Drosselbeere, Amselbeere, Gimpelbeer – man ahnt, es hat was mit gefiedertem Getier zu tun, wenn diese bildreichen Namen ins Spiel kommen. Sie alle bezeichnen dasselbe Gehölz, die Vogelbeere oder Eberesche, und unter diesen Bezeichnungen wird das dazugehörige Bild schon viel klarer: orangerot glänzende Beeren und schmale, gezahnte Fiederblätter, wechselständig zu einem Blatt angeordnet – ein Gehölz, das oft aus Heckenpflanzungen in Gärten und Parks hervorleuchtet.
Kein Wunder, denn Anspruchslosigkeit an die Bodenqualität und der verlässliche Beerenschmuck machen es zum soliden und attraktiven kleinwüchsigen Baum. Geerntet werden die Beeren ab Anfang September. Roh sind sie nur für fliegende Besucher genießbar.
Wir Menschen empfinden sie als säuerlich-bitter und können davon Magenprobleme bekommen. Aber sie sind reich an Vitaminen und nach dem Kochen für Saft gut geeignet. Bei Vollreife sind sie weicher und süßer, aber auch der Vitamingehalt geht zurück. Dann macht man daraus Marmelade, die man mit Äpfeln, Brombeeren oder Himbeeren mischen kann.
Die erste bitterstofffreie Vogelbeere soll ein mährischer Hirtenbub um 1805 zufällig entdeckt haben, seither ist dies ein Kriterium der Sortenzucht. Die Mährische Vogelbeere (Sorbus aucuparia „Edulis“) ist eine solche. Im Bayerischen Wald und in Böhmen reicht man Marmelade daraus, ähnlich wie Preiselbeeren, zu Wildgerichten. Auch aus der Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg stammen bitterstofffreie Züchtungen.
Das könnte Sie auch noch interessieren: