Zierlauch: kugelrunde Blütenpracht für den Garten
Eine ungewöhnliche Zwiebelpflanze erobert den Bauerngarten ebenso wie den modernen Hausgarten: Die auffallenden Blütenbälle des Zierlauchs füllen die Lücke zwischen Frühlings- und Sommerblühern. Allium richtig pflanzen und pflegen.
Wenn über dem Blumenbeet ein leichter Zwiebelgeruch liegt, kann das zwei Gründe haben: Entweder hat sich der Flugsamen vom Schnittlauch verirrt, oder hier wächst Zierlauch (Allium). Das auffallende Gewächs riecht nicht nur wie seine botanischen Geschwister, es sieht ihnen auch ähnlich; es ist bloß viel, viel größer. Denn seine Aufgabe besteht darin, schön zu sein, zum Essen ist es nicht gedacht.
Gerade im Frühsommer, zwischen Anfang Mai und Juni, wenn die Schmuckstauden noch eifrig an ihren Blüten arbeiten und die Zierbeete weitgehend grün sind, springt der imposante Zierlauch ein.
Die ungewöhnlichen Blütenkugeln aus vielen perfekt geformten, filigranen Sternblüten sitzen auf langen, kräftigen Stängeln, scheinen wie überdimensionale Pusteblumen über den Rabatten zu schweben und sorgen damit für eine frühsommerliche Blütensensation mit großer Fernwirkung.
Eine Pflanze mit steiler Karriere
Zierlauch ist eine der abwechslungsreichsten Zwiebelblumen-Gattungen. Die Allium-Familie ist sehr groß, weltweit gibt es ungefähr 700 Arten. Das Farbspektrum reicht von Himmelblau bis Lila, ebenso Dunkelviolett sowie Magenta und bis zu Weiß und Gelb.
Die Sortenvielfalt zeigt sich auch in den Blühzeiten: Manche erscheinen schon im Mai, andere erst im Hochsommer. Und auch die Höhe der dicken, fleischigen Stiele variiert stark: Es gibt niedrige Vertreter mit nur 20 Zentimeter hohen Stängeln. Und die höchsten Sorten ragen bis zu 170 Zentimeter aus dem Boden – mit Blüten so groß wie ein Kinderkopf: Allium giganteum „Globemaster“ ist mit den größten Kugeln der Gigant unter den Lauchgewächsen.
Diese besondere Sorte ist das Ergebnis von Züchtungen der letzten Jahre. Denn in unseren Gärten ist der Zierlauch ein absoluter Neuling, der von britischen Gartenenthusiasten entdeckt wurde. Der Zierlauch „Purple Sensation“, der einen ähnlich großen Blütenball wie der „Globemaster“ zeigt, wurde 1988 auf der berühmten Chelsea Flower Show in London vorgestellt.
Vor allem Sir Christopher Lloyd, der mit seinem Garten in Great Dixter „die Blumenwiese zum verlängerten Blumenbeet“ machte und für seine kreativen und unkonventionellen Ideen bekannt war, gilt als großer Zierlauch-Pionier und verhalf dem Allium zu seiner steilen Karriere.
Doch so blutjung, wie man meinen möchte, ist die Pflanze mit den beeindruckenden Blütendolden gar nicht. Sie stammt aus dem ehemaligen Persien (heute Iran) und wurde vor gut hundert Jahren von einem Pflanzenjäger an einem steinigen persischen Hang entdeckt.
Fasziniert von den kugeligen Köpfen aus unzähligen lilafarbenen Sternblüten, schmuggelte er einige Zwiebeln, die aussahen wie überdimensionale Knoblauchzehen, nach Holland, wo Blumenzwiebelzüchter diesen Neuling in ihr Repertoire aufnahmen und das Sortiment von Jahr zu Jahr vergrößerten.
Gelbe Blätter keinesfalls abschneiden
Das mehrjährige Zwiebelgewächs ist ein Kaltkeimer, das heißt, die jungen Pflänzchen erscheinen erst nach dem Einfluss von tiefen Temperaturen im Frühjahr. Die Zwiebel ermöglicht eine sehr kurze Vegetationsperiode, denn die komplette Pflanze inklusive Blüte ist darin schon fertig angelegt.
Allerdings beginnen schon vor der Blüte die Blätter zu welken, sterben dann nach und nach völlig ab und ziehen sich schließlich unter die Erdoberfläche zurück. Es sieht so aus, als müsse der Zierlauch seine ganze Energie in die pompöse Blüte stecken.
Auch wenn es verlockend ist – gelbe Blätter sehen nun einmal nicht besonders attraktiv aus –, sollte man das unschöne Laub auf keinen Fall vorzeitig abschneiden, denn die Nährstoffe des Blattwerks müssen in die Zwiebel eingelagert werden, damit diese Kraft fürs nächste Jahr sammeln kann. Erst, wenn die Blätter komplett vergilbt sind, kann man sie abzupfen.
Nach der Blüte entwickeln sich strohfarbene bis goldgelbe Samenstände, die vor allem bei trockenem Wetter lange hübsch aussehen. Ob man sie abschneidet oder stehen lässt, ist Geschmackssache. Auf alle Fälle sorgen die Samen für viel Nachwuchs.
Die Vegetationsperiode von nicht mehr als drei bis vier Monaten ermöglicht den Pflanzen ein Überleben in sommertrockenen Regionen. Wie fast alle Zwiebelblumen wachsen auch die verschiedenen Allium-Arten überwiegend an Extremstandorten. Sie kommen im Garten also fast überall gut zurecht, schließlich sind Steppen und steinige Berghänge ihr natürlicher Lebensraum.
Das heißt aber auch, dass die meisten Arten ähnlich wie Tulpen empfindlich auf feuchte, undurchlässige Gartenböden reagieren.
Die Schärfe vertreibt die Wühlmäuse
Weil vergilbte Blätter kein schöner Anblick sind, braucht Blumenlauch das füllende Laub anderer Schönheiten. Im gemischten Staudenbeet wächst Allium also am besten im Hintergrund oder mittendrin.
Die meisten Sorten sind ohnehin groß genug, um alles zu überblicken. Nur der niedrige Blauzungen-Lauch, der Weiße Blauzungen-Lauch, der Schön-Lauch und der Blaue Lauch sind als Randbepflanzung geeignet und schmücken Stein- oder Kräutergärten, die sie so nebenbei frei von Wühlmäusen halten. Das liegt an den scharf schmeckenden Stoffen des Allium.
Dafür wird er gern von nektarsuchenden Insekten angeflogen.
Partner für den Zierlauch
Ideale Beetkollegen zum Abdecken der unschönen Blätter sind niedrige Polsterpflanzen und spätaustreibende kleine Stauden wie der Sommerphlox.
Fröhlich schweben die Kugelblüten des Zierlauchs auch über Funkien, Frauenmantel und Purpurglöckchen. Zierlauch wird ebenso gern mit Beetrosen sowie mittelhohen Sommerstauden wie Katzenminze, Storchenschnabel und Steppensalbei kombiniert.
Besonders edel wirken die pompösen Bälle mit weiß blühenden Stauden oder mit silberlaubigem Wollziest; farbliche Spannung bringt die Gemeinschaft zu orange-roter Schafgarbe.
Sehr extravagant ist die Mischung aus weißem oder lilafarbenem Türkenmohn mit violetten Blütenbällen oder die Kombination von rotem Türkenmohn mit weißem Allium.
Hohe Zierlauch-Vertreter harmonieren mit Fingerhut, Rittersporn und Ehrenpreis.
Und die goldgelben verwelkten Blütenstände zum Saisonausklang setzen tolle Akzente mit Spätsommer-Stauden wie Sonnenhut, Fetthenne und Aster.
Zierlauch (Allium)
Familie: Lauchgewächse (Alliaceae); zur Gattung gehören etwa 700 Arten (auch Speisezwiebel, Lauch, Knoblauch und Schnittlauch), die fast ausschließlich auf der Nordhalbkugel der Erde zu finden sind.
Standort: sonnig; nährstoffreicher, gut durchlässiger Boden; toleriert trockene wie feuchte Standorte, verträgt nur keine Staunässe.
Pflanzung: von September bis November (solange der Boden offen ist), zur Not auch erst im Frühling, gleich nachdem der Boden frostfrei ist; dreimal so tief pflanzen, wie die Zwiebel hoch ist; Pflanzabstand: 20 bis 50 cm; bei der Pflanzung etwas Kompost und/oder organischen Dünger und Hornspäne ins Pflanzloch geben, dazu den Boden mit Sand etwas durchlässiger machen.
Vermehrung: durch Aussaat oder Tochterzwiebel. Die Zwiebel kann den Winter in der Erde „verschlafen“.
Pflege: im Frühling nach dem Austrieb etwas nachdüngen.
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