Zu Besuch in einem Südtiroler Zaubergarten
In diesem Garten nahe Bozen beginnt das Land, wo die Zitronen blühen. Und nicht nur die: Dafür sorgen das Klima und der grüne Daumen der Eigentümerin.
Ihre Begeisterung für Blühendes begann im damaligen Vorgarten ihrer Mutter, als sie als Kind eine Handvoll Zinniensamen in den Kartoffelacker streute. Sie war so begeistert von der Blütenpracht, dass niemand mehr den Acker betreten durfte.
Als die Publizistin und Garten-Kolumnistin später den Garten ihrer Eltern übernahm, gab es nur einen Gemüse- und einen Weingarten. Kurzerhand ließ sie alle Rebstöcke herausreißen und legte einen komplett neuen Gartenteil an, bestehend aus vielen Gartenzimmern. Rasen, Gartenhaus, Gehölzgruppen, Nutzgärten – alles von Hecken strukturiert.
Jeder der vielen Gartenräume ist unterschiedlich gestaltet und bepflanzt. Unter alten Obstbäumen finden sich Schattenbereiche, wo zarte Geschöpfe wie Farne, Salomonssiegel, Waldmeister, Lungenkraut und ganze Sammlungen von Funkien wachsen.
Dem Fachwissen der passionierten Gärtnerin und dem günstigen Südtiroler Klima ist es zu verdanken, dass auch ganz besondere Pflanzenkinder prächtig gedeihen: An einem Nussbaum klettert sogar eine Clematis armandii empor, die bei uns so gut wie nie winterhart ist.
Ruhiges Wasser
Permanente Idylle vermittelt der in sich ruhende hölzerne Fischer am unteren Ende des Kanals, dessen oberer Teil auch zum Schwimmen einlädt. Rundherum ist alles völlig eingewachsen, und Rosen duften um die Wette.
Idyllisches Gartenhäuschen
Vor dem rosenumrankten Gartenhaus im alten Stil markiert eine hölzerne Figur das obere Ende des Kanals. Beide, die Schwimmerin und der Fischer, wurden von der Hausherrin entworfen und bemalt.
Schattenplatz
Das Gartenhaus gewährt in den heißen Sommern Schutz vor der glühenden Hitze und ist ein idealer Überwinterungsort für die umfangreiche Sammlung von Zitrusgewächsen – Zitronen, Mandarinen, Buddhas Hand –, die hier in Töpfen als Begrenzung zum Nutzgarten Spalier stehen.
Die Mischung von üblichen Gartenblumen wie Akelei und Pfingstrose, Flieder und falschem Jasmin, Steppenkerzen und Zierlauch mit Oleandern, die aus dem Boden wachsen und bis zu drei Meter hoch werden können, das macht diesen verwunschenen Garten mitten in den Bergen so außergewöhnlich.
Rosen und Mohn
Unterhalb der Rosenbüsche am Rande des Kanals haben kontrastfarbene Mohnblumen ihren Platz gefunden.
Rosafarbener Hollerbusch
Ein toller Blickfang vor dem Massiv des Bergs Roen ist der Hollerbusch „Black Lace“ mit seinen zart gefiederten Blättern in Dunkelrot und den zartrosa Blüten. Der Hollersirup, der daraus gewonnen wird, ist in reizvoller Weise ebenfalls rosa.
Wundervoller Knotengarten
Hier breitet sich der Knotengarten aus, gespickt mit Zierlauch, Steppenkerzen und dem Riesen-Schleierkraut Crambe cordifolia, das stark nach Honig duftet.
Das Grundprinzip der Südtirolerin lautet: „Ordnung und Disziplin braucht die Gärtnerin, die Anarchie bringen dann schon die Pflanzen.“ Im Knotengarten ist es gut zu beobachten. Innerhalb geordneter Strukturen – den Knotenpflanzungen aus Buchsbaum und Berberitze – wuchert und blüht es zu jeder Jahreszeit. Auch die trennende Hecke zum nächsten Gartenzimmer ist auf den ersten Blick ein wildes Durcheinander aus verschiedenen Strauchrosen. Und genau diese bezaubernde Mischung aus Ordnung und Chaos macht den unwiderstehlichen Charme dieses Gartenkunstwerks aus.
Bunte Mischung
Sehr präsent ist im Knotengarten vor dem Haus der Zierlauch, etwa Allium „Globemaster“ und „Mount Everest“, der zwischen akkurat geschnittenen Buchsbaum- und Berberitzenhecken hervorlugt.