Der Gamsbartbinder aus Salzburg
Bertl Lahnsteiner bindet im Salzkammergut aus mehreren Tausend Haaren von Gämsen Bärte für den Trachtenhut.
Gamsbartbinden ist eine Geduldsarbeit, die heute nur noch wenige beherrschen. Bartbinder Bertl Lahnsteiner aus dem Salzkammergut ist einer davon. Bis zu 40.000 Haare stecken in so einem Bart, und wird ihm nur ein einziges davon gekrümmt, ist die ganze Schönheit dahin. Deswegen sollte man nie über einen Gamsbart streichen, auch wenn es noch so verführerisch ist.
Bartbinder mit Ehrgeiz
Eigentlich ist Bertl Lahnsteiner gelernter Zimmermann. Aber sein Großvater brachte ihn 1983 zum Bartbinden. Bertls Opa war damals mit seinem persönlichen Bartbinder unzufrieden und überließ seinem Enkel einige Büschel Gamshaare zum Probieren. Vielleicht dachte er sich, als Zimmermann wird sein Enkelsohn schon geschickt genug sein. Gesagt hat er allerdings bei der Übergabe: „Mit deine großen Händ’ wird des nix.“ Der Ehrgeiz beim Enkel war geweckt und wurde auf eine harte Probe gestellt…
Rare Lehrmeister
Bertl Lahnsteiner musste sich jemanden suchen, der ihm das Bartbinden zeigte. Das war nicht so einfach, denn die paar Jäger, die das noch konnten, zeigten es niemandem. Nur bei Fritz Pilz hatte er Glück. Doch eine Stunde Zusehen musste genügen. Ab nun brachte sich Bertl Lahnsteiner das Bartbinden selbst bei. Nach 14 Tagen spürte der junge Lahnsteiner den ersten Erfolg. Das Gefühl war da. Zwei Jahre später reichte er einen Gamsbart bei der Gamsbart-Olympiade ein und gewann den ersten Platz. Heute gilt er als einer der Besten seiner Zunft.
Gut zu wissen. Wird der Gamsbart nass, sollte man ihn sofort zum Trocknen aufhängen und vorsichtig durchkämmen. Für einen guten Stand kann man den Gamsbart mit ins Badezimmer nehmen. Die hohe Luftfeuchtigkeit richtet die Haare wieder auf. Oder man macht einfach einen Spaziergang im Nebel.
Haarige Kleinstarbeit
Für einen Gamsbart braucht Bertl Lahnsteiner die Grannenhaare mehrerer Gamsböcke. Diese Haare sind ziemlich selten, denn nicht jeder Bock hat diesen besonderen Fellstreifen am Rücken. Man kann davon ausgehen, dass gerade einmal 5 von 100 Gamsböcken diese Grannenhaare haben. Die mühsamste Arbeit beim Fertigen eines Barts ist das Sortieren und Bündeln der Haare. Ein Gamsbart besteht aus vielen Bündeln, die zuvor aus gleich langen Haaren gebunden werden. Diese Bündel werden um einen Metallstift angeordnet und daran festgebunden. Begonnen wird dabei mit den kürzesten Haaren, die die Mitte des Bartes bilden. Die längsten Haare kommen nach außen. Und so fällt der Gamsbart schön rund. Und wie oben schon erwähnt: auch wenn die Versuchung nun groß ist – niemals über den Schopf streicheln!
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