Steirische Meisterwerke für die Ewigkeit
Dass die Arbeiten von Kunstschmied Johann Schweiger aus dem steirischen Donnersbach etwas ganz Besonderes sind, kann man sehen. Manchmal sogar hören.
Knapp zwei Meter groß, Schuhgröße 50 und Hände wie Bratpfannen. „Für mein Gewicht bin ich allerdings immer noch gut zehn Zentimeter zu klein“, sagt Johann Schweiger mit einem schelmischen Grinsen, wobei die leise Stimme so gar nicht zum stattlichen Erscheinungsbild des Steirers passt. Dann schwingt er den Zehn-Kilo-Hammer, als würde es sich um einen Fliegenpracker handeln. Die Funken sprühen. Johann Schweiger ist Schmied. Kunstschmied.
Gemeinsam mit drei Gesellen, darunter seine beiden Söhne Johann und Michael, sowie einem Lehrling schafft er in seinem Betrieb in Donnersbach im Bezirk Liezen Kunstwerke aus Stahl, wie sie heute nur noch selten hergestellt werden. „Wegen der Kosten und des Arbeitsaufwands“, sagt er. „Aber auch wegen des Stils, denn der ist nur etwas für Liebhaber. Kommt mit, ich zeig euch was.“
Ein Spaziergang durch den sonnendurchfluteten Ort führt uns wenig später zu einem prachtvollen Anwesen, dessen Herzstück ein Herrenhaus des Hammerherrn Paul Egger jun. aus dem Jahre 1756 ist. An der Hofzufahrt bleibt der Schmied schließlich vor einem mächtigen, viereinhalb Meter breiten und gut zweieinhalb Meter hohen barocken Tor stehen. „Das hier ist also eines meiner Meisterstücke“, sagt er. Im Hintergrund rauscht der Bach, der einst das Mühlrad angetrieben hat.
Dinge mit Bestand
Selbst der Laie versteht sofort, dass dieses Tor kein gewöhnliches Tor ist, sondern ein bis ins letzte Detail durchkomponiertes Prachtstück, ein geschwungenes Ensemble aus Stahl. „Entstanden ist es nach Ideen und sehr genauen Vorstellungen des Hausherrn und in weiterer Folge nach Plänen, die wir gemeinsam erarbeitet haben“, sagt Johann Schweiger, während er mit seinen riesenhaften Händen liebevoll über sein Werk streicht.
„In mehr als 500 Arbeitsstunden haben wir fast 600 Kilo klassischen Baustahl verarbeitet. Und für die Blätter, die das Tor verzieren, sogenanntes Drahteisen. Das ist weicher und eignet sich besser für die feinen Arbeiten“, erläutert er weiter. Insgesamt bestehe dieses Tor aus mehr als 300 Einzelteilen und natürlich stecke „sehr viel Herzblut“ in dieser Arbeit. Vergebene Liebesmüh war es dennoch nicht. „Dieses Tor hat Bestand, man wird es auch in 300 Jahren noch reparieren. Wenn es denn nötig ist“, sagt Johann Schweiger.
Glockenklöppel für die ganze Welt
„So richtig bekannt gemacht haben mich aber Klöppel. Klöppel für Kirchenglocken“, sagt der Bär von einem Mann und hebt schier mühelos ein rund 30 Kilo schweres Exemplar vom rußigen Werkstattboden auf. Ein Anruf einer deutschen Gießerei im Jahre 2002 führte dazu, dass Johann Schweiger heute der einzige Schmied Österreichs ist, der Klöppel für Kirchenglocken herstellt. „Von einem Kilo bis zum bisher schwersten mit 140 Kilo. Der hängt in einer Kirche nahe Rosenheim.“
Einen Klöppel zu fertigen ist nicht leicht. „Gegossene Klöppel genügen den Ansprüchen nicht, daher muss ich sie mit freiem Auge schmieden“, erklärt der Fachmann, der bis heute mehr als 3.600 Klöppel in die ganze Welt geliefert hat. Doch hin und wieder geht auch etwas schief. Ein Klöppel von rund 100 Kilo geriet eines Tages um einige Zentimeter zu kurz, und da sich so ein mächtiges Ding nicht einfach so verlängern lässt, musste Johann Schweiger flugs einen neuen Klöppel schmieden. „Jetzt liegt da also so ein Koloss in meiner Werkstatt herum und wartet auf eine passende Glocke. Aber die wird sich irgendwann finden.“ Bis dahin haben die Besucher etwas zum Bestaunen.
Für „Servus am Marktplatz“ fertigt Johann Schweiger Handlicheres: Einen dekorativen Räucherofen und praktische Späneschneider für Zunderholz.
Das könnte Sie auch interessieren:
15x nach Hause bekommen & nur 12x bezahlen
Wunsch-Startdatum wählen
Kostenlose Lieferung nach Hause
Mindestlaufzeit: 12 Ausgaben
Ohne Risiko: Jederzeit zum Monatsletzten unter Einhaltung einer 4-wöchigen Kündigungsfrist schriftlich kündbar. (Nach Ende der Mindestlaufzeit)