Die fiebersenkende Kraft der Linde
Ihr Holz ist gut zum Schnitzen, ihr Blätterdach vereint die Menschen beim Feiern, Tanzen, Unterhalten und Richten. Und ihr Name erzählt auch von ihrem Wesen: Die Linde ist lind, sie ist biegsam und mild, ihre Heilkraft ist sanft.
Text: Karin Buchart
Hilft bei: Innerer Unruhe, Nervenschmerzen, Fieber.
Wirkung: Regt zum Schwitzen an und lindert Reizhusten, senkt das Fieber.
Anwendung: Vollbad, Tee.
Botanik: Die auf beiden Seiten kahlen Blätter verraten die Winterlinde. Sie ist eine Mitteleuropäerin und repräsentiert den Alpenraum. Die Sommerlinde hat eine weitere Verbreitung bis Skandinavien und bis in den Mittelmeerraum, die Blätter sind an der Unterseite weiß und dadurch gut zu erkennen. Zur Gattung Tilia gehören viele verschiedene Arten, die sich immer wieder kreuzen. Mit einem Alter von etwa 150 Jahren ist die Linde in der Höhe ausgewachsen, doch wird sie an guten Plätzen sehr alt, manchmal an die tausend Jahre.
Geschichte: Die Linde galt den alten Germanen und Slawen als heiliger Baum, unter dem gerichtet wurde. Noch heute prangen uralte Linden auf vielen Dorfplätzen. Zur Blütezeit versprüht die Winterlinde betörend süßliche Duftstoffe. Der Duft wirkt beruhigend, was sich durchaus positiv bei Gerichtsstreitigkeiten ausgewirkt haben dürfte. So gesehen wurde die ausgleichende Wirkung der Linde auf das Nervensystem schon Jahrtausende genutzt. Das bei uns heute nur noch selten verwendete Wort „lind“ ist in vielen indogermanischen Sprachen Ausdruck für mild, weich oder geschmeidig. Der Name Linde beschreibt daher das Wesen dieses Baumes besonders gut.
Die Heilwirkung des Lindenblütentees wird erst seit etwa 400 Jahren beschrieben. Der deutsche Arzt, Chemiker und Alchemist Johann Joachim Becker lobte im 17. Jahrhundert in seinem Buch „Parnassus Medicinalis illustratus – Ein neues und dergestalt vormahln noch nie gesehenes Thier-Kräuter- und Berg-Buch sampt der Salernischen Schul“ die Linde als Heilpflanze.
Inhaltsstoffe und Wirkung: Im Juni (Sommerlinde) bzw. im Juli (Winterlinde) steht die Linde in voller Blüte. Diese werden mit langen Erntestangen vom Baum gezwickt. Dabei ist wie bei allen Blüten die genaue Erntezeit wichtig. Wenn zwei von drei Blüten an einem sonnigen, trockenen Tag aufblühen, ist es Zeit zum Sammeln. Die Blüten werden im Schatten getrocknet und in Papiersäcken, Kartons oder dunklem Glas aufbewahrt.
Lindenblüten werden bei Fieber gern zusammen mit Hollerblüten als Tee aufgegossen. Diese Mischung enthält ätherische Öle und Glykoside, die die Schweißdrüsen empfindlicher gegenüber dem sympathischen Nervensystem machen. Das regt das Schwitzen an. Lindenblütentee hilft auch vorsorglich gegen Erkältungskrankheiten und kann vier Wochen lang getrunken werden.
Heilanwendung: Die Lindenblüten von Winter und Sommerlinde regen zum Schwitzen an, lindern Reizhusten und beruhigen. Welcher Bestandteil das Schwitzen so gut anregt, ist wissenschaftlich nicht ganz klar. Vergleiche mit heißem Wasser und Lindenblütentee haben jedoch die Wirkung bestätigt. Ätherische Öle der Lindenblüten bringen innere Ruhe, eine für die heutige Zeit besonders wertvolle Wirkung. Das Linalool ist dafür hauptverantwortlich, dessen Aroma wir etwa von Muskateller Bouquets kennen. Der Duft der Benzylalkohole wie im Jasmin vervollständigt das Lindenblütenaroma.
Ein starker Aufguss von Lindenblüten macht ein Vollbad zum Entspannungsbad. Bei nervöser Unruhe und Nervenschmerzen wird das Lindenblütenbad sehr empfohlen.Traditionell werden Lindenblüten getrocknet und als Tee getrunken. Dafür nimmt man einen Teelöffel Lindenblüten, gießt mit einem Viertelliter kochendem Wasser auf und lässt sie zugedeckt 5 Minuten ziehen.
Fiebersenkender Erkältungstee
Zutaten:
1 Teil Lindenblüten
1 Teil Holunderblüten
1 Teil Mädesüßblüten
Zubereitung:
2 Teelöffel der getrockneten Kräutermischung mit 1/4 Liter heißem Wasser übergießen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen.
Mit Honig, Ingwer und Zitrone würzen und trinken.