Nachspeise

Apfelspatzen

Was macht die Backhendl-Oma von Autorin Ursula Macher, wenn das Enkerl über Nacht kein Fleisch mehr mag? Sie erklärt ihre Liebe in Form von warmen Süßspeisen.

Omas Kochbuch, Rezept, Apfelspatzen
Foto: Ingo Eisenhut
Wunderbare Apfelspatzen aus Omas Kochbuch.  

Omas Tipp:

  • Statt den Teig durch ein Nockerlsieb zu drücken, kann man mit einem Kaffeelöfferl auch größere Stücke vom Teig abstechen. Kaum im Wasser, lösen sie sich leicht vom Löffel.

Im Leben braucht es Konstanten. Und eine der ersten in meiner Wahrnehmung war: Wenn du die Oma suchst, ist sie in der Küche. Meine Oma war eine Köchin aus Leidenschaft, ihr kulinarisches Repertoire umfassend – eventuelle Erweiterungen jedoch unerwünscht. (Der Satz „Was der Bauer nicht kennt…“ hätte von ihr stammen können.)

Trotzdem variierte sie ihre fleischlastigen Gerichte mit spielerischer Leichtigkeit. Ein Fixpunkt war nur das sonntägliche Menü nach der Kirche, das – mit Ausnahme der Einlage für die Rindsuppe – in Stein gemeißelt war. Sonntag war Backhendltag. Ausnahmslos.

Denn die Oma war ein Riesen-Backhendl-Fan, der größte, den ich je kennengelernt habe. Prinzipiell hat sie für ihr Leben gern frittiert, und zwar alles, was ihr unter die Finger gekommen ist – von Gemüse über Pilze bis zu Fisch. Als brave Katholikin bereitete sie an den beiden Fasttagen des Jahres, Aschermittwoch und Karfreitag, Scholle zu, herausgebacken in – Schweineschmalz, aber egal.

Dann halt Gulasch ohne Fleisch

Prinzipiell war ihre Handhabung bei Sonderwünschen eher pragmatisch. Als ich, Teenager in der Anfangszeit, von einem dreiwöchigen England-Aufenthalt bei Verwandten als überzeugte Vegetarierin zurückkehrte, meinte sie in Anspielung auf eine eventuelle Neuausrichtung ihrer doch sehr bodenständigen Kochkünste nur: „Gut, dann isst’ das Gulasch halt jetzt ohne Fleisch.“

Soll heißen: Kompromisse ließ die Oma kaum zu. Aber sie ließ zumindest so weit mit sich reden, dass sie bei der Zubereitung von gefüllten Paprika zumindest einen ausschließlich mit Reis füllte. Was mir dann ein wenig in die Karten spielte, war ihre zweite Leidenschaft neben dem Frittierten: warme Süßspeisen.

Ihre Strudel waren so legendär, dass ein Teil der Verwandtschaft darum bat, ihr dabei einmal über die Schulter schauen zu dürfen. (Das hat sie abgelehnt. Meine Mutter ist da weniger strikt und strudelt heute gemeinsam mit Tanten und Freundinnen.) Auch von ihren Marillen- und Zwetschkenknödeln konnten wir nie genug kriegen.

Mein lebenslanger Favorit sind aber ihre Apfelnockerln, die sie „Äpfelspatzen“ nannte und die vorwiegend am Freitag zubereitet wurden. Statt den Teig durch ein Sieb zu drücken, legte sie Nockerl für Nockerl mit einem Kaffelöfferl ins siedend heiße Wasser, während die geschälten, in Achtel geschnittenen Äpfel in einem Emaillereindl daneben vor sich hin schmorten.

Da der herrlich süße Mittagstisch rasch zum Lieblingsgericht der beiden Enkelkinder wurde, stand alsbald auch ein eigener Apfelbaum im Garten. Die Oma ist schon lange gestorben, und der Baum geht inzwischen auf seinen Vierziger zu. Jedes Mal, wenn ich einen Besuch in Graz mache, steht eines fix auf dem Speiseplan – Omas Äpfelspatzen mit Äpfeln aus dem eigenen Garten.

Zur Autorin: Ursula Macher ist freie Journalistin und schreibt am liebsten über die schönen Dinge des Lebens – also übers Essen und Trinken. Dass ihr Koch-Repertoire längst größer ist als jenes der Oma, verdankt sie Sizilien, seit zehn Jahren ihre Zweitheimat.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im März 2024 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Gesamtzeit
4 Portionen 45 Minuten
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Zutaten
1 kg Äpfel (Kronprinz Rudolf oder Cox Orange)
Öl oder Butter zum Dünsten
3 EL Kristallzucker
0,5 Kaffeelöffel Zimt
Für die Nockerl
300 g Mehl
250 ml Milch
etwas Salz
2 Eier
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Zubereitung
  1. Die Äpfel schälen und entkernen und in Achtel scheiden. In etwas Öl oder Butter unter Beigabe von Zucker und Zimt weich dünsten.

  2. In der Zwischenzeit Mehl, Milch, Salz und Eier zu einem Teig vermischen und gut abschlagen. Durch ein Nockerlsieb in siedendes Salzwasser einkochen.

  3. Die Nockerl abseihen, mit kaltem Wasser abschrecken und zu den gedünsteten Äpfeln geben.

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