Nachspeise

Brandteigkrapferl

Essen ist Liebe, und wenn’s Brandteigkrapferl gab, verteilte die Oma von Nana Siebert ihre Liebe ungerechterweise auch auf Cousin und Cousine.

Brandteigkrapferl, Omas Kochbuch, Schokosauce, Füllung, Teller
Foto: Ingo Eisenhut
 

Wenn ich heute auf meine kulinarische Frühprägung zurückblicke, merke ich: Essen ist Liebe. Und noch mehr Essen folgerichtig noch mehr Liebe.

Brandteigkrapferl und die Mühsal des Teilens

Meine Oma, die noch hieß, wie Omas zu heißen haben, nämlich Hermine, war ihr Leben lang Köchin. Zuerst im Wiener Café Rasumovsky; als das sperrte, heuerte sie ein paar Häuser weiter im Café Prückel an, wo sie Mehlspeisen buk, Millirahmstrudel, Mohnnudeln und Ribiselschnitte.

Selbst als sie in Pension ging, blieb sie Köchin, nun eben nur noch für meine Schwester und mich. An den Wochenenden, die wir bei ihr in Gumpoldskirchen verbrachten, damit unsere Eltern auch mal ungestört ein wenig jung sein konnten, stand sie ununterbrochen in der Küche, um uns voller Liebe mit Essen zu versorgen.

Das stampfende Geräusch, mit dem sie in einem Reindl mit einem Kochlöffel den Germteig für die Germknödel abschlug, untermalte die Hans-Moser-Filme, die wir, zu Hause in Wien fernseherlos, nachmittags begeistert sehen durften und dabei, freilich nur als kleines Appetithäppchen, dick mit Butter bestrichene und in kinderhandliche Streifen vorgeschnittene Extrawurst-Brote in uns hineinstopften.

Jeden Sonntag schauten wir mit Oma den „Seniorenclub“ mit Alfred Böhm, weil sie den mochte, und wir, weil Hauptsache, der Fernseher lief. Dazu gab es Grießkoch mit Schokolade und ganz viel Butter, die Oma trug ihren geblümten Haushaltskittel und roch nach warmen Backwaren.

Und samstags, zu „Wetten, dass ...?“ – dessen wahrer Erfolgsfaktor ja eigentlich war, dass wir Kinder aufbleiben durften bis Sendungsende und, ja, Hauptsache Fernsehen! – wurden Hühnerschnitzi serviert und als Dessert Ananas aus der Dose, begraben unter Schlagobers, was uns hellauf begeisterte, zumal uns Oma die übriggebliebene Zuckerlake abgefüllt in kleine Stamperl auf den Couchtisch vor den Fernseher stellte.

Wir waren glücklich. Und wenn wir die Teller abgeschleckt haben, daheim bei den Eltern verpönt, dann war Oma glücklich. Aber das Gericht, das ich seit Jahrzehnten wie kein zweites mit meiner geliebten Oma verbinde, sind ihre Brandteigkrapferl. Die gab es viel zu selten, und wenn es sie gab, waren da viel zu viele Mitesser.

Brandteigkrapferl macht man nämlich nicht für zwei Portionen, da bäckt man schon mindestens zehn Stück. Und besonders gut lagern lassen sie sich auch nicht, am nächsten Tag schmecken sie dann nämlich schon ein wenig pappig.

Wenn also Brandteigkrapferl, dann mussten wir uns auf dem Sofa zusammenzwängen, während die „Vier Mädels aus der Wachau“ aus dem Schwarz-Weiß-Fernseher sangen, und futterneidig verfolgen, wie sich der ältere Cousin und die Cousine noch eine zweite Portion Krapferl reinzogen, weil die Oma, tja, ab und zu ihre Liebe ungerechterweise auch aufteilte.

Zum Autor: Nana Siebert ist Wienerin und stv. Chefredakteurin der Tageszeitung „Der Standard“. Für Gäste kocht sie am liebsten Lammkrone mit Estragonerdäpfeln und Speckfisolen sowie französischen Apfelkuchen.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im September 2022 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Zubereitungszeit Gesamtzeit
4 Portionen 50 Minuten 1:30 Stunden
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Für den Brandteig
250 ml Milch
120 g Butter
Salz
200 g Mehl
4 mittelgroße Eier
Für die Schokosauce
100 g Kochschokolade
50 g Zucker
3 EL Maizena
10 g Butter
200 ml Milch
50 ml Schlagobers
Für die Füllung
250 ml Schlagobers
1 Pkg. Vanillezucker
4 EL Staubzucker
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Zubereitung
  1. Milch, Butter und eine Prise Salz in einem Topf aufkochen lassen.

  2. Mehl in einem Schwung hinzugeben, mit einem Löffel kräftig rühren, bis sich der Teig zu einem Klumpen formt und vom Topf löst. Topf vom Herd nehmen, Teig in einer Rührschüssel ein wenig auskühlen lassen.

  3. Mit dem Mixer nacheinander die Eier einarbeiten. Es entsteht ein schön glänzender Teig.

  4. Die Masse nun in eine Spritztülle füllen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech kleine Krapferl aufdressieren. Sollte man keine Spritztülle haben, kann man auch mit einem Löffel arbeiten. Achtung: Der Teig geht schön auf, man sollte also nicht zu große Krapfen machen.

  5. Im auf 180 Grad vorgeheizten Backofen für etwa 40 Minuten backen. Wichtig: Das Backrohr während der Backzeit nicht öffnen, sonst fallen die Krapferl in sich zusammen.

  6. Für die Schokoladensauce die Schokolade in Stücke brechen und mit den restlichen Zutaten im Wasserbad unter Rühren schmelzen lassen.

  7. Für die Fülle Schlagobers mit Vanillezucker und Zucker aufschlagen. Die ausgekühlten Brandteigkrapferl aufschneiden und mit dem Obers füllen. Mit der Schokoladensauce übergießen und servieren.

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