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Suppe erhitzen und aufkochen lassen.
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Aus Eiern, Mehl und Wasser einen Teig zubereiten: zunächst Eier verschlagen, mit Wasser verdünnen, danach Mehl mit der Gabel unterrühren (hier muss, je nach Größe der Eier und verwendeter Mehlsorte, nach Gefühl gearbeitet werden; das Ziel ist ein zähflüssiger Teig, etwa wie Palatschinkenteig).
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Eiermasse langsam in die kochende Suppe eintropfen lassen. Kurz ziehen lassen, bis die Einlage aufsteigt, nicht mehr weiter aufkochen.
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Mit ausreichend Schnittlauch servieren. Nach Wunsch mit Maggi abschmecken.
Eintropfsuppe
Sebastian Hofer verrät uns was man von einer Eintropfsuppe lernen kann: Manchmal ändern sich Dinge, die sich nicht ändern lassen.
Eine Weinviertler Küche in den späten 1980er-Jahren. Ein paar hundert Meter weiter nördlich begann in jenen Tagen der Eiserne Vorhang zu bröseln, herinnen gab es Mittagessen. Meine Oma machte die flaumigsten Grießnockerl, und die Leberknödel sind bis heute mein Urmeter für dieses Gericht. Aber ihre Eintropfsuppe war etwas Besonderes. Die Eintropfsuppe zeigte, dass aus Mehl und Ei und Wasser Wolken werden können, dass sich die Dinge ändern.
Omas Geheimtipp:
Den Teig über eine Gabel einfließen lassen, so lässt sich der Teig besser in der Suppe verteilen, sodass keine Klumpen entstehen.
Meine Großmutter, wir nannten sie Omi, stand am Holzkohleherd, den sie ein paar Stunden vorher mit einem strengen Rütteln am Aschenrost zum Leben erweckt hatte und auf dem ganz rechts immer eine mysteriös geformte Eisenzange lag, mit der ein Deckel abgehoben werden konnte, unter dem die Flammen züngelten. Berühren für Kinder strengstens verboten, Anziehungskraft entsprechend enorm.
Die Küche, in der dieses Schauspiel gegeben wurde, ist nicht groß – ein länglicher Raum, Fenster zum Hof, gegenüber Herd und Abwasch, dazwischen Esstisch, Holzhocker, Sitzbank. In einer Ecke lagen Zeitungen, darauf mehrere Gleitsichtbrillen, Nähzeug, eine akkurate Zettelwirtschaft.
Essen bei Omi, das hieß zu hohen Fest-, also Namenstagen Lindt-Schokolade, an Normaltagen Schmalzbrot mit Weingartenknoblauch, essigsaurer Gurkensalat, Bratl natürlich, Erdäpfel, Kohl. Und: Suppen.
Jede Hauptmahlzeit brachte ihre eigene Suppe mit sich, in einer für uns Kinder nicht zu durchschauenden, aber offenbar über Jahrzehnte hinweg bewährten Kombinatorik. Es gab die eingebrannte Knoblauchsuppe, die geselchte Suppe mit Grieß, die Erdäpfelsuppe. Und die Königin dieses großmütterlichen Suppensystems, die Eintropfsuppe, die fantastischste Suppe der Welt.
Fantastisch im buchstäblichen Sinn:
Wie da aus zwei Eiern, einer Handvoll Mehl und ein bisschen Wasser wolkenartige Gebilde wurden, die durch klare Brühe waberten, als braute sich auf dem Holzherd ein Wirbelsturm zusammen, sich da und dort zu kompakteren Nockerln verbanden, da und dort aber einfach Wolken blieben – das hatte schon etwa Zauberisches.
Es war auch lehrreich. Man lernte daraus: dass sich die Dinge, die sich nicht ändern lassen, manchmal eben doch ändern.
Nicht ändern ließ sich, was da war. Das war das, was der Hof hergab. Am Hof meiner Großeltern lebte eine Schar Hendln, die ihren Gockel umgackerten, ein paar Perlhühner, die uns Kinder mit ihrem Geschrei in den Wahnsinn trieben, früher auch zwei Ackerpferde, immer zwei, drei Schweine und nie Rinder, weshalb die Suppe bei meiner Oma tendenziell eine Schweinefleischsuppe war, montags oft auch eine Bratlsaftsuppe.
Zum Autor: Sebastian Hofer, 41, arbeitet für das Magazin „profil“ und hat sich von den Ferien bei den Großeltern in Mitterretzbach ein Faible für geselchte Suppen und großen Respekt vor Perlhühnern bewahrt.
Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im März 2021 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.
Menge | Gesamtzeit |
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4 Portionen | 15 Minuten |
1 l | Suppe (im großmütterlichen Original vom Schwein, alternativ auch vom Rind, oder geselchte Suppe) |
2 | Eier |
2–3 EL | Mehl |
1–2 EL | Wasser |
2 EL | Schnittlauch |