Nachspeise

Omas Heidelbeer-Datschi

Löffel für Löffel durfte Kommunikationsexpertin Veronika Dolna ihrer Oma beim Backen der Heidelbeer-Datschi helfen, die zuvor in großer Mission im Wald gepflückt wurden.

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Foto: Ingo Eisenhut
Mehl, Milch, Zucker, Dotter und viele Heidelbeeren, schon kann es losgehen und die Heidelbeer-Datschi herausgebacken werden. Was für ein Genuss.  

Man muss beschäftigt sein, damit man zufrieden ist, das wusste meine Oma. Und beides davon war sie. Sie organisierte Veranstaltungen, sie gab Nachhilfe, sie politisierte und nähte Faschingskostüme, sie tröstete, diskutierte, schlichtete Streit.

Fürs Kochen blieb da wenig Zeit, und das schmeckte man auch. Die Suppe war immer zu dünn, in der Lasagne fehlte Salz, der Salat war in Apfelessig ertränkt. Aber ein Gericht konnte niemand so gut wie meine Oma: Heidelbeerdatschi.

Jedes Jahr zur selben Zeit, am selben Ferienort und, wenn wir davor fleißig genug waren, gleich mehrmals hintereinander. Denn auch im Urlaub hielt sich meine Oma beschäftigt, sie fuhr jeden Spätsommer mit den Enkelkindern von Wien nach Maria Alm am Steinernen Meer.

Wir verreisten immer in Tranchen

Die Parameter blieben immer gleich: Der Opa lenkte den Kleinbus, auf der Rückbank saßen vier Kinder. Wir verreisten in Tranchen, nach Alter sortiert. Wir vier Ältesten waren traditionell erst Ende August an der Reihe. Da war der Badesee schon wieder frisch, dafür wartete in den Wäldern ein Schatz auf uns: ein Meer aus kleinen, schwarzblauen Heidelbeeren.

Da gab es kein Halten mehr. Wir pflückten und naschten, pflückten und naschten, bis Finger und Zungen dunkelblau und unsere Behälter voll waren. Die Ernte brachten wir zurück zur Oma, die uns vier Kinder weiter beschäftigt hielt: Die beiden Jüngeren durften zur Bäuerin gehen, um Eier zu holen; die Größte durfte sie trennen; die Mittlere durfte sie steif schlagen.

Den Handmixer dafür hatte Oma von daheim mitgenommen. Was folgte, war einfach. Uns Kindern kam es dennoch vor wie Zauberei. Oma mischte ein paar Löffel Mehl, etwas Milch und Zucker und ließ die Dotter dazugleiten. Noch etwas Mehl, noch etwas Milch, bis der Teig nicht zu fest und nicht zu flüssig war, erst jetzt den luftigen Schnee. Die Heidelbeeren färbten den Teig, erst marmoriert, mit jedem Löfel satter, bis eine dunkelviolette Masse bereit war für die Butter in der Pfanne.

Jetzt dauerte es nicht mehr lang, aber um keine Ungeduld aufkommen zu lassen, musste jeder beschäftigt sein, dafür sorgte die Oma.

Der Jüngste holte das Besteck, der Mittlere die Gläser. Der Opa richtete den Saft, die Mittlere suchte den Staubzucker. Die Älteste durfte mit der Oma den Heidelbeerteig in die Pfanne gleiten lassen, Löffel für Löffel, so, dass sich perfekt große Datschi formten.

Am Tisch wurden sie noch überzuckert, verteilt und – endlich – gegessen. Für einen Moment war dann alles still. Wenn alle Handgriffe getan, alle Aufgaben erledigt waren, breitete sich der satte Geschmack des Spätsommers im Mund aus.

Und jeder Einzelne von uns konnte das Ergebnis der eigenen Geschäftigkeit genießen.

Zur Autorin: Veronika Dolna ist Kommunikationsexpertin in Wien und war 15 Jahre Innenpolitik-Journalistin. Sie ist das zweite von zwölf Enkerln und nimmt für sich in Anspruch, besser zu kochen als ihre Oma – obwohl deren Heidelbeerdatschi aus den Sommern der 1990er-Jahre unübertroffen bleiben.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im August 2024 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Gesamtzeit
6 Portionen 30 Minuten
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Zutaten
300 g Heidelbeeren (am besten Wildheidelbeeren aus dem Wald, notfalls auch Kulturheidelbeeren)
6 Eier
60 g Kristallzucker
150 g glattes Mehl
250–300 ml Milch
Butter zum Herausbacken
Staubzucker zum Bestreuen
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Zubereitung
  1. Heidelbeeren sammeln. Am besten wachsen die wilden Heidelbeeren auf Südhängen zwischen 1.500 und 2.300 Meter Höhe. Weil sie saure Böden bevorzugen, fühlen sie sich in der Nähe von Nadelhölzern wohl.

  2. Eier trennen und Eiklar mit Kristallzucker zu Schnee schlagen.

  3. Mehl, Milch und Dotter glatt rühren. Schnee und Heidelbeeren vorsichtig unter den Teig heben.

  4. In einer Pfanne Butter erhitzen. Mit einem Löffel einzelne Teighäufchen in die Pfanne setzen und bei schwacher Hitze von beiden Seiten backen.

  5. Datschi warm servieren und mit Staubzucker bestreuen.

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