Nachspeise

Zwetschkennudeln

Die aus der Mitte oder lieber die vom Rand? Carina Brunnauer erinnert der August immer an die duftenden Zwetschkennudeln ihrer Großmutter.

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Foto: Ingo Eisenhut
Von den Zwetschkennudeln der Oma kann man eigentlich nie genug bekommen.  

Wenn sich der Sommer dem Höhepunkt zuneigt und die Zwetschken in ihrer dunkellila Farbe zu Ende reifen, kommt die Zeit, in der sich meine Cousinen und ich wehmütig an die Zwetschkennudeln unserer Bergoma erinnern, bei der wir die Ferien zwischen Zwetschken- und Apfelbäumen, in frisch getrockneten Heuhaufen und goldigem Abendlicht verbracht haben.

„Freitags gab es traditionell Zwetschkennudeln.“

Warum die Zwetschennudeln und nicht Buchteln heißen, das kann ich leider nicht sagen, „so sagt man halt bei uns“, im Tennengau, am Thurnberg in der Kobleiten. Für die Ernte legten wir große Planen um die Zwetschkenbäume, und dann hieß es erst mal kräftig schütteln.

Mit einem langen Stecken, an dem sich an einem Ende ein großer Haken befand, hängten wir uns bei den Ästen ein und begannen den Baum zu rütteln, bis alle Früchte herunterfielen. Ziel war es, als Erster einen vollen Kübel zu haben.

Nachdem alle Zwetschken vom ersten Baum eingesammelt waren, begann Oma mit der Zubereitung der Zwetschkennudeln.

In einer großen dunkelroten „Rei“ verrührte sie alle Zutaten mit einem Holzkochlöffel zu einem Teig, der dann draußen auf der Holzbank abgedeckt rasten durfte. Durch die warme Sonne ging die Masse schnell auf. Neugierig blickten wir immer wieder unter das Geschirrtuch und beobachteten, wie weit der Teig schon war.

Nachdem dieser genug gerastet hatte, formten wir mit Oma die Nudeln und gaben die frisch gesonnten und entkernten Zwetschken hinein. In einer großen Form, in der die Butter von der warmen Mittagssonne bereits zerronnen war, wurden die Nudeln Stück für Stück aneinandergereiht.

Zum Schluss gab es noch eine halbe Zwetschke obendrauf – und das Allerwichtigste, die Honig-Milch-Mischung, die die Bergoma löffelweise über die Nudeln goss. Nach einer kurzen Rastzeit ging’s in den Ofen.

In der großen Bauernstube deckten wir den Tisch mit Tellern, Gabeln und den rot gepunkteten Häferln. Milch durfte als Beigetränk dazu nicht fehlen. Oma übergoss die Nudeln während dem Backen mehrmals mit der Honigmilch.

Mit jedem Öffnen des Backrohrs wurde die Stube, die Küche, ja das ganze Bauernhaus mit dem Duft der warmen und leicht brutzelnden Honig-Milch-Mischung durchzogen. Pünktlich um zwölf Uhr, wenn im alten Radio die Nachrichten erklangen, waren sie fertig.

Mit Geschirrtüchern holte Oma die goldbraun gebackenen Zwetschkennudeln aus dem Ofen und stellte sie auf den Tisch in der Stube. Meine Cousinen und ich drängelten uns um den Bauerntisch, jede von uns wusste schon, welche Nudel sie essen möchte. Ein paar von uns liebten die Nudeln vom Rand, ein paar von uns wollten nur die aus der Mitte.

Wichtig für uns alle war die Süße der Zwetschke und der Honig-Milch-Mischung, deren Duft und Genuss uns immer noch an unsere Bergoma erinnern.

Zur Autorin: Carina Brunnauer ist Fotografin und Produktionsleiterin für TV-Dokus, wie „Hotel-Legenden“ bei ServusTV. Sie und ihre Cousine Moni genießen es, gemeinsam die alten Rezepte ihrer Oma zu kochen und so wunderbare Kindheitserinnerungen wieder aufleben zu lassen.

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Menge Zubereitungszeit Gesamtzeit
1 Portion 1:45 Stunden 2:30 Stunden
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Zutaten
0,5 Germ
100 g Zucker
ein Schuss Wasser
300 g Milch
100 g Butter
750 g Mehl
8 g Salz
2 Eier
30 Stück(e) Zwetschken
Honig-Milch-Mischung
150 g Milch
2–3 EL Honig
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Zubereitung
  1. Germ zerbröseln und mit 1 EL Zucker und einem Schuss Wasser glatt rühren. Mit einem Geschirrtuch abdecken und bei Zimmertemperatur gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat.

  2. Milch und Butter gemeinsam in einem Gefäß leicht erwärmen.

  3. Mehl, Salz, Zucker in einer Rein vermengen.

  4. Erwärmte Butter-Milch-Mischung dazugeben.

  5. Die aufgegangene Germmischung sowie 2 Eier hinzugeben und zu einem glatten Teig verrühren.

  6. Den Teig mit einem Geschirrtuch überdecken und an einem warmen Ort ca. 30 Minuten gehen lassen.

  7. Eine Auflaufform (ca. 20 cm × 40 cm) mit genügend Butter einstreichen.

  8. Den Teig rollen, in 20 Stücke teilen und jeweils mit einer entsteinten Zwetschke füllen.

  9. Die gefüllten Nudeln mit dem Verschluss nach unten in die Form schlichten und mit einer halben Zwetschke garnieren.

  10. Milch und Honig gemeinsam in einem Gefäß erwärmen.

  11. Nudeln nochmals ca. 15 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen, mit warmer Honigmilch übergießen, dann bei 175 °C ca. 25 Minuten goldbraun backen.

  12. Als Abschluss nochmals mit warmer Honigmilch übergießen und genießen.

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