Traunerlfahren und Echoblasen am Wolfgangsee
Wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr! Das trifft am schönen Wolfgangsee definitiv zu. Man kann ihn nicht nur schwimmend erkunden, sondern auch per Schiff und Boot. Die hölzernen „Traunerl” sorgen dabei für Nostalgiegefühle.
Bereits seit dem Mittelalter ziehen die kiellosen schmalen Holzboote auf dem Wolfgangsee ihre Runden. Waren sie damals reines Transportmittel für Mensch, Tier und Ware, so sind sie heute weit mehr als das. Sanft treiben sie über die Wellen und lassen einen dabei Raum und Zeit vergessen.
Das gilt allerdings nicht für die Gondolieri, denn die hatten damals wie heute ganz schön zu tun. Vor allem die wechselnden Windverhältnisse verlangten den Steuermännern viel ab, obwohl die bis zu zehn Meter langen Boote an ihrem vorderen Ende weit nach oben gebogen sind, was die Manövrierfähigkeit verbessern soll.
Uralte Handwerkskunst
Wie handlich sich so ein Traunerl wirklich lenken lässt, wollen wir gemeinsam mit dem Wolfgangseer Urgestein, Sigi Falkensteiner, testen. Den Gastronom begleitet das Traunerl bereits seit seiner Kindheit und er möchte die liebgewonnene Tradition des Fahrens mit den Holzbooten nicht missen. Darum gründete er 2014 mit einigen Gleichgesinnten den Verein „Naturerlebnis Traunerl”, dessen Ziel es ist, die Traunerl wieder zu einem festen Bestandteil der Kulturlandschaft am Wolfgangsee werden zu lassen.
„Für mich sind die Traunerl ganz besondere Boote. Und das nicht nur, weil wir sie mittlerweile selbst bauen. Dafür haben wir eigenes eine Werkstatt auf dem Leopoldhof eingerichtet, die auch Unterstellmöglichkeiten bietet. Das ist quasi ein mystischer Ort, denn hier haben die Erbauer der letzten Traunerl ihr Wissen und die Geheimnisse dieser uralten Handwerkskunst an uns weitergegeben”, erzählt Sigi, während er das Ruder in die Hand nimmt und unser Boot auf den See hinaus steuert.
Gut zu wissen: Die Boote lassen sich nur mit einer bestimmten Rudertechnik fortbewegen. Ohne gute Ruderkenntnisse würden sich die Boote nämlich nur im Kreis drehen.
„Die Boote bestehen aus Lärchen- oder Tannenholz. Um ein Traunerl zu bauen braucht es bestimmte Bäume, sie müssen mindestens 8 1/2 Meter lang sein, eher breit und am besten astfrei. Das Ruder besteht aus Eschenholz. Das Traunerl besitzt nur ein Ruder. Diese Tatsache macht es schwieriger das Boot zu steuern, vor allem, wenn es voll besetzt ist.” Davon merkt man als Passagier aber wenig, denn Sigi ist Profi. In langsamen Zügen treibt er das Boot voran, man könnte fast meinen es gleitet wie von Zauberhand übers Wasser.
„Vom Traunerl aus nimmt man das Ufer und den See ganz anders wahr, als wenn man mit einem Motorboot fahren würde. Eine komplette Entschleunigung.” Sigi's weisen Worten können wir nur zustimmen. Hier draußen auf dem See, umgeben von Wasser, Wind und Bergen kann man zur Ruhe kommen und einfach nur genießen. Man hat das Gefühl, dass Körper, Geist und Seele komplett entspannt sind – und das nur durch eine Fahrt mit einem kleinen Holzboot. Ein faszinierendes Erlebnis!
Reger Bootsverkehr
Verkehren heute nur mehr zu bestimmten Zeiten (jeden Dienstag im August zwischen 18 und 20 Uhr) die Traunerl auf dem See, so gab es während der großen Wallfahrtsbewegung im Mittelalter regelrechte Bootsstaus. Zahlreiche Holzboote waren zwischen St. Gilgen – Fürberg, Strobl und St. Wolfgang unterwegs, um Pilger von einem Ort zum anderen zu bringen. „Um die Masse der Fahrkundschaft bewältigen zu können, wurden größere Boote eingesetzt, die dann von insgesamt vier Ruderknechten gefahren wurden”, erzählt Sigi. Bevor jedoch das Verkehrsaufkommen auf dem See Überhand nehmen konnte, wurden von der damaligen Schifffahrtsordnung Beförderungsgrenzen festgelegt. „Ein Übriges taten auch die Preise für die Beförderung: 50 Kreuzer kostete um 1647 eine Fahrt von St. Wolfgang nach Strobl; von St. Wolfgang nach St. Gilgen sogar 70. Umgerechnet sind das rund 17 Euro.” Aktuell bezahlt man für eine Traunerlfahrt 19 Euro.
Echoblasen an der Falkensteinwand
Uns steht jetzt noch ein ganz besonderer Höhepunkt bevor: das Konzert der Weisenbläser direkt vom Traunerl aus. Und da tauchen sie auch schon vor uns auf. Die Männer des Weisenbläser-Vereins sitzen in einem Holzboot und heben ihre Instrumente an die Lippen. Gleich können wir ihren Weisen lauschen – eine wiederbelebte Form der alpenländischen Volksmusik. Die ersten Töne erklingen und werden von der steil aufragenden Falkensteinwand als Echo wieder zurück geworfen. Ein unnachahmliches Klangerlebnis!
Als der letzte Ton verklungen ist gibt es Applaus für die Musiker. Danach herrscht wieder die Stille über dem See, die ihm zur Abendstunde gebührt. Die letzen warmen Sonnenstrahlen des Tages tauchen die Wasseroberfläche in malerisches Licht, während uns Sigi mit kräftigen Zügen zurück ans Ufer rudert und wir mit dem Gedanken im Kopf aussteigen, dass das bestimmt nicht unsere letzte Traunerlfahrt gewesen ist.
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