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Garten

Zu Besuch in einem Wiener Stadtgarten

Gezielte Verwilderung streben Paula und Karl Kröpfl in ihrem Wiener Stadtgarten an. Eine gute Idee, denn so harmonisch wie die Natur gestaltet kein Gärtner.

Gartenbesuch Magnolie
Foto: Simone Andress
Neben der alten Magnolie steht ein runder Leuchtkörper in der Wiese, der am Abend für Stimmung sorgen soll.

Eine ruhige Gasse im Wiener Grün­bezirk Hietzing. Romantische Biedermeiervillen, Gründerzeihäuser und eine Siedlung der Wiener Mo­derne unterhalb eines unerwarteten Wäld­chens. Bei einem der Stiegenaufgänge fällt sogleich die üppig blühende Gestaltung auf. Die Vorgartenwiese ist voll von Primeln, eine Sternmagnolie öffnet ihre prächtigen Blüten, zu ihren Füßen blühen Hyazinthen und Wildtulpen. 

Einem geschwungenen Band gleich liegen die eher unscheinbaren Siedlungs­häuser an der versteckten Straße am Fuße des Küniglberges; ein Weg führt durch lichte Buchenwälder. 

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Blumenwiese Kandadische Blutwurst
Foto: Simone Andreas
Eine Rarität in der Blumenwiese ist die weiße gefüllte Kanadische Blutwurz (Sanguinaria canadensis flore pleno).

Doch nur wenige der Spaziergänger, die hier vorbeikommen, kennen die Geschichte der sogenannten Malfattisiedlung. Auf dem Areal, einst das Umfeld großbürgerlicher Vil­len, baute der Architekt Siegfried C. Drach in den 1930er­Jahren eine Siedlungsanlage aus fünfzehn Häusern, deren Wohneinhei­ten entweder mit Garten oder Terrasse aus­gestattet wurden. Das gesamte Ensemble steht heute unter Denkmalschutz

Servus Mondpost

Paradies mit heimischen Blumen

Paula und Karl Kröpfl stießen in einem Zeitungsinserat auf ihr kleines Paradies. „Wir konnten uns das Leben ohne Garten gar nicht vorstellen, und die Kombination von klassisch moderner Architektur mitten im Grünen erschien uns als reiner Glücks­fall“, erzählt Paula. Im Lauf der Jahre ver­wandelten die beiden leidenschaftlichen Gärtner das Stück Stadtland mit wenigen behutsamen Eingriffen in ein natürlich an­mutendes Gartenreich

Hier darf so ziemlich alles wachsen, wie es will, wodurch der ganze Garten beson­ders harmonisch wirkt. Nur im oberen Teil, wo schon heimische Blumen wie Lerchen­sporn, Leberblümchen, Schlüsselblumen und Blausternchen wuchsen, pflanzten sie Anemonen, Veilchen und Wildtulpen dazu. 

So entstand eine frühlingshafte Blumen­wiese, die aussieht, als wäre sie immer schon da gewesen.

Gartenbesuch Hietzing Magnolie Wiese
Foto: Simone Andress
Die großen Fenster der ebenerdig gelegenen Wohnung sind so ausgerichtet, dass alle erblühenden Pflänzchen unter ständiger Beobachtung stehen.

Ursprünglich stand auf dem Areal eine herrschaftliche Villa in einem riesigen Park. Von damals stammt auch der alte Baumbestand mit Buchen und Föhren. Der Kröpfl-Garten selbst hat eine Größe von über 1.000 m2. Als Wächterin über den Garten fungiert die alte Tulpen-Magnolie (Magnolia × soulangeana), die schon für die Vorbesitzer blühte. Paula muss immer noch über die Anekdote lachen, die diese ihr erzählten: Eines Frühlings pflückte nämlich deren kleiner Sohn sämtliche Blüten des damals noch kleineren Baumes, um sie seiner Mama zu bringen. Somit war in diesem einen Jahr der Blütenzauber rasch wieder vorbei. 

Gartenbesuch Hietzing Hängezelt
Foto: Simone Andress
Das Hängezelt ist ein idealer Rückzugsort zum Beobachten der Vögel. Von hier aus hat Paula schon 30 verschiedene Arten gesichtet.

„Die gezielte Verwilderung ist eine Kunst“, erklären Paula und Karl ihr Gartenkonzept. „Wir lernen hier täglich dazu, wie das am besten geht.“ Statt einer pflegebedürftigen Rasenfläche wurde eine Blumenwiese angelegt. Das erspart erstens regelmäßiges Mähen, und als Ergebnis präsentiert sich ein andauerndes Blütenmeer vom Frühling bis in den Herbst. Jetzt im Frühling erfreuen vor allem Wildtulpen, Hundszahn, Veilchen und Schachbrettblumen das Gärtnerauge. 

Gemüsebeet Garten Salat Kupferringe Gartenbesuch Hietzing
Foto: Simone Andress
Karl konzentriert sich gerne auf sein Gemüse und schützt es mit Kupferringen vor hungrigen Schnecken.
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