Aus Erde geformt: die Geschichte der Tontöpfe
Wie vor Jahrtausenden entstehen auch heute Gefäße aus Erde, Wasser, Luft und Feuer. Gartenmenschen mögen Tontöpfe: Sie speichern Wasser, kühlen die Wurzeln und sehen hübsch aus.
Terrakotta heißt das Zauberwort für erfolgreiches Gärtnern. Es bezeichnet unglasierte Töpfe aus bei großer Hitze gebranntem Ton. Durch ihre Eigenschaften sind diese Gefäße besonders gut geeignet, bepflanzt zu werden.
Ton nimmt überschüssiges Gieß- oder Regenwasser auf und verhindert so, dass es zu einem Nässestau kommt. Wenn das Wasser dann verdunstet, kommt es zu einem Kühlungsprozess, den Pflanzen besonders im Sommer schätzen, da ihre Wurzeln dadurch nicht überhitzen.
Der Begriff Terra cotta kommt aus dem Italienischen und bedeutet gebrannte Erde. Ursprünglich meinte man nur italienische Tonware damit, heute wird jedes rötliche Gefäß aus gebranntem Ton so bezeichnet.
Gefäße aus diesem Material gibt es bereits seit der Antike. Die ersten Tongebinde, die man fand, dürften bis zu 8.000 Jahre alt sein und stammen aus Mesopotamien. Den Anfang in der Geschichte des guten Tons machte der Vorratskrug zur Aufbewahrung von Olivenöl, Wein oder Getreide. Aber auch der Blumentopf existiert schon lange.
Gefäße aus gebranntem Ton und mit Zierpflanzen gefüllt, schmückten bereits Gärten im alten Ägypten. Wandmalereien in Grabkammern zeigen Behälter, die dem heutigen Tontopf durchaus ähnlich sehen. Auch in Pompeji zählten Blumentöpfe zur Grundausstattung von Innenhöfen.
Topfgärten gab es auch in den Lustgärten des Orients und später im Europa der Renaissance, wo Kübelpflanzen es erstmals ermöglichten, fremdländisches Flair in die Gärten zu holen. Zunächst nur der reichen Bevölkerung vorbehalten, verbreitete sich die Kultur von Pflanzen in Topfgärten bei uns rasch. Nicht winterharte Gewächse standen im Sommer draußen und im Winter geschützt im Innenbereich.
So machen Sie Töpfe kältefest
Terrakotta im Winter: Tontöpfe saugen sich stark mit Wasser an, was ja eigentlich einen guten Effekt hat: Sie kühlen dadurch die Erde und halten die Feuchtigkeit besser. Allerdings dehnt sich im Winter das gefrierende Wasser aus und kann den Topf zerreißen. Hochwertige Gartentöpfe nehmen weniger Wasser auf und sind dadurch frostfest.
Leere Schalen, Vasen und Krüge, die kein Abzugsloch haben, auf den Kopf stellen oder zumindest abdecken.
Bepflanzte Gefäße, die draußen bleiben, auf Holzlatten oder Ziegel stellen, damit sie keinen Bodenkontakt haben.
Eine Scherbe über dem Abzugsloch und darüber eine Drainageschicht aus Kies oder Blähton bewirkt, dass überschüssiges Wasser gut abrinnen kann.
Schnee auf Terrakotta ist gut! Keinesfalls abkehren und die Töpfe putzen, solange es Minusgrade hat. Das isoliert Topf und Pflanze. Bei Tauwetter allerdings den Schnee entfernen, damit der Topf sich nicht mit Schmelzwasser vollsaugt.
Auf die Form kommt es an: Konische, sich nach oben öffnende Terrakotta-Töpfe sind bei Eisdruck weniger gefährdet als bauchige Formen.
In poröse oder gesprungene Töpfe dringt das Wasser leicht ein und friert. Machen Sie den Zungentest bei Minusgraden, auch wenn das seltsam anmutet: An porösen Tontöpfen klebt die Zunge fest, an hoch gebrannten nicht. Etwas einfacher und ohne Kostprobe: Hört man beim Klopfen ein dumpfes Geräusch, ist der Topf defekt, denn ein intaktes Gefäß schwingt nach.
Bodenlos im Gemüsebeet
Und es musste auch nicht immer ein Topf mit Erde und Pflanzenwurzeln sein. Anfang des 19. Jahrhunderts kamen spezielle Bleich- und Treibgefäße, etwa für Rhabarber, auf: bodenlose Tongefäße mit abnehmbarem Deckel, die auch heute noch gerne in Gemüsegärten aufgestellt werden – wenngleich mittlerweile eher als Zierde.
Vor etwa hundert Jahren löste der Plastiktopf den Tontopf weitgehend ab. Erst heute entsinnt man sich wieder der Vorteile des natürlichen Materials, und die Nachfrage nach mehr oder weniger aufwendig verzierten Tongefäßen steigt stetig.
Terrakotta ist das Material der Stunde – von Aussaatschalen bis zu Etagentöpfen und von Bleichgefäßen bis zu den sogenannten „Long Toms“ für Pflanzen mit langen Wurzeln.
Geprägt durch die Herkunft
Bis heute gelten Tongefäße aus bestimmten Regionen Europas dabei als besonders hochwertig: Töpfe und Amphoren der kretischen Handwerkskunst etwa, die sich durch einen besonderen Farbton auszeichnen, der an Sand mit einem Hauch Asche (vom Holzbrand) erinnert.
Früher dienten diese Riesengefäße Bauern als Vorratsspeicher; ihre Herstellung ist jedoch aufwendig. Besonders große Gefäße können nur von vier bis fünf Personen gemeinsam geformt werden. Bei knapp 1.000 °C Hitze werden die Unikate gebrannt.
Wichtig zu wissen: Sie sind nicht frosthart, denn dazu müssten sie noch heißer, mit mindestens 1.200 °C, gebrannt werden.
Französischen Charme verbreiten die sogenannten Vases d’Anduze, Töpferkunstwerke der Stadt Anduze in der Provence, die schon in der Orangerie des Sonnenkönigs Ludwig XIV. in Versailles ihren Platz hatten. Wie die kretischen Töpfe sind diese Gefäße nicht frostfest und sollten im Winter hineingeräumt werden. Und neben griechischem und französischem Handwerk glänzt natürlich die italienische Töpferkunst: Impruneta-Terracotta ist unter Kennern der Inbegriff für bestes Handwerk.
In der kleinen Stadt Impruneta südlich von Florenz in der Toskana wurden schon im 15. Jahrhundert die härtesten Ziegel und die schönsten Ölkrüge hergestellt. Nur hier gibt es den einzigartigen, grobkörnigen, kupfer- und eisenhaltigen Ton, der nach dem Brennen seine typische orangerote Färbung annimmt.
Die Oberfläche der Gefäße wirkt wie mit Mehl bestäubt, eine Eigenart der extrem widerstandsfähigen und frostfesten Stücke. Echte Impruneta-Gefäße sind erkennbar an einer Prägung, die auf die edle Herkunft schließen lässt.
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