Kuchen & Torten

Steirische Schunknudel

Gefüllt, geschichtet und gebacken: Wenn im südoststeirischen Saßbachtal Hochzeit gefeiert wurde, war in der Küche kein Aufwand zu groß.

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Foto: Eisenhut & Mayer
 

Sie war fast in Vergessenheit geraten: die Steirische Schunknudel, „eine Art Torte“. Einst wurden zu feierlichen Anlässen wie Hochzeiten oder Primizen neben der Schunknudel auch Potitzen und Strauben, Strudel und Spagatkrapfen sowie 30 bis 40 Sorten Kekse und dazu ein Festessen – von der kräftigen Rindsuppe mit verschiedenen Einlagen bis zu Braten und Schnitzel. Hochzeiten oder Primizen wurden meist auf dem elterlichen Hof gefeiert, und hundert Gäste waren beim Festessen keine Seltenheit.

Eine kurze Geschichte der Schunknudel

Ein Höhepunkt an der Tafel war immer die Schunknudel, gefüllt mit allem, was es an Köstlichkeiten gab. Dazu gehörte natürlich das Beste aus dem im Winter angesetzten Rumtopf und dazu gab’s Kaffee, Kakao, Glühwein oder „Heckenklescher“. So wurde der allerorts übliche Wein aus den hauseigenen und unveredelten Direktträger-Rebsorten genannt.

Ein- bis zweimal im Jahr wurden die Schunknudel auch daheim, ohne hochprozentiges Obst gebacken. Dafür wurde nach dem Brotbacken die Restwärme des Ofens genützt. Für die Kinder war das ein Freudentag.

Auf die Fülle kommt es an

Ein wesentlicher Bestandteil der Fülle, die getrockneten Kürbiskerne, wurden in jedem Haushalt selbst hergestellt.

  • Zunächst wurde nach der Ernte das Saatgut fürs nächste Jahr aussortiert. Dann waren die restlichen Plutzer an der Reihe. Händisch wurden die Kürbiskerne ausgelöst und geputzt. Zum Trocknen kamen sie anschließend auf ein eigenes Gestell.

  • Zuletzt wurden sie im Stadl auf dem Boden aufgelegt und mit dem Holzrechen immer wieder gewendet, bis sie ganz trocken waren. Zum Aufbewahren in große Säcke gefüllt, warteten sie dann auf ihren Einsatz in der Küche.

Denn bis zur nächsten festlichen Schunknudel war es nur eine Frage der Zeit

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Juni 2014 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Zubereitungszeit Gesamtzeit
10 Portionen 40 Minuten 2:30 Stunden
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Für den Mürbteig
350 g glattes Mehl
180 g Staubzucker
1 Pkg. Vanillezucker
1 Ei
2 Dotter
200 g Butter
1 EL Rum
Für die Palatschinken
6 Eier
20–25 EL Milch
6 EL glattes Mehl
1 Messerspitze Salz
1 TL Staubzucker
Fett zum Herausbacken
Für die Fülle
200 g Kürbiskerne (gerieben)
200 g Walnüsse, gerieben
150 g Staubzucker
80–100 g Brösel
100–150 g Rosinen
750 ml Obers
1/16–1/8 l guter Rum
gut abgetropfte Früchte aus dem Rumtopf
1 Ei zum Bestreichen
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Zubereitung
  1. Aus den Zutaten einen Mürbteig kneten und 1 Stunde im Kühlschrank zugedeckt rasten lassen. In der Zwischenzeit aus allen Zutaten einen Palatschinkenteig rühren, jeweils etwas Fett in der Pfanne erhitzen und mithilfe eines Schöpflöffels portionsweise 10–15 dünne Palatschinken hellgelb herausbacken.

  2. Für die Fülle Kürbiskerne, Walnüsse, Staubzucker, Brösel und Rosinen vermischen.

  3. Den Mürbteig in 3 gleich große Stücke teilen und ausrollen. 2 Böden in Größe der Tortenform ausschneiden. Den dritten Teil in Streifen schneiden, die 2 cm breiter sind als der Rand der Tortenform. Einen Boden in die Form legen, mit den Streifen den Rand auslegen, sodass sie 2 cm außen überhängen.

  4. Die Fülle 1 cm hoch auf dem Boden verteilen, reichlich mit Obers und Rum beträufeln. Einige Rumfrüchte darauf verteilen und mit einer Palatschinke abdecken. Wieder mit der Fülle beginnend diesen Vorgang so oft wiederholen, bis die Form gefüllt ist.

  5. Den überhängenden Teigrand hineinschlagen und den zweiten Boden darüberlegen. Die Torte mit versprudeltem Ei bestreichen und im vorgeheizten Rohr bei 170–180 °C etwa 50 Minuten backen; bei vorzeitiger Bräune mit Butterpapier abdecken.

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